Hans Rudolf Affolter
Unerbittliche Zeit
Wer nach der Uhr lebt muss damit rechnen,
dass ihm sein Leben mit der Zeit auf den Wecker geht....
Wie unerbittlich ist die Zeit,
die Zeit, die Zeit, die uns entzweit...
Du liebe Zeit; was machst du nur?
Du drehst an meiner Lebensuhr.
Kannst nicht warten, Einhalt geben?
Du rollst es auf, mein ganzes Leben.
Ach Zeit, bist du denn so versessen?
Kannst nicht für einmal mich vergessen?
Ich brauch dich, Zeit, um vieles noch zu sagen,
was ich nicht länger mit mir rum will tragen.
Zeit um dem Flusslauf zu erzählen,
von Dingen, die mich lange quälen.
Ich brauch dich Zeit, um nachzudenken..
Zeit, um mich noch einmal zu verschenken..
Zeit, um all die bunten Blumen anzusehen,
nicht erst, wenn sie vor meinem Grabstein stehen.
Vieles hab ich in den Sand geschrieben,
doch wo sind Worte, Zeilen nur geblieben?
Ein Satz im Sand wollte so vieles sagen,
das Meer jedoch hat ihn weit fort getragen.
Den Sand jedoch vom fernen Strand,
umschliess ich jetzt mit meiner Hand.
Rinn auf den Boden, Sand des Lebens,
dich aufzuhalten ist vergebens.
Zeit, du gehst zu schnell vorbei,
schneller als ein Hahnenschrei.
Gib mir noch einmal die paar Stunden,
in denen ich mein Glück gefunden.
die Liebe und die Zärtlichkeit,
die Lust der ganzen Ewigkeit.
Ich möchte sie noch mal erleben,
spür’n wie die Sinne sich erheben
zu diesem Urknall der Ekstase,
in einer Sinneslust Oase,
dort wo die Lust und Sehnsucht lebte,
die Liebe zarte Bande webte.
Und doch, was solls, es ist vorbei.
Eben wie der Hahnenschrei.
Was war kann niemals wieder sein,
es bleibt der Erinnerungen Schein.
Im Herzen drin ist es verborgen,
die Zeit wird es dereinst entsorgen.
Zeit, gib mir die Stille tief in mir...
Und dennoch nah, und ganz bei Dir.
Lass mich noch einmal weinen, lachen;
lass mich noch einmal Unsinn machen.
Lass mich noch einmal schimpfen, fluchen,
und mich beim Teufel zu versuchen.
Die Hölle kann noch etwas warten,
auch Gottes frommer Himmelsgarten.
Mein Leben nur ein Sandkorn ist..
Drum gib ihm noch ein bisschen Frist.
Du Zeit, du hast es in der Hand,
doch ohne Gnade rinnt dein Sand.
Bevor das letzte Sandkorn fällt,
bin ich schon weg von dieser Welt.
Ich werde geh’n, wann ich es will,
für immer, lautlos und ganz still.
Sand, rinne du durch diese Uhr,
ein paar Sekunden wollt’ ich nur.
Zu spüren, seh’n das neues Licht...
Doch glaub ich jetzt, es lohnt sich nicht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.11.2008.
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