August Sonnenfisch
Tod und Auferstehung im Tanz
Tod und Auferstehung
im Tanz
Nirgends verweilen
überall hindurch
nur eilen
unberührt und ungerührt:
Figuren, Figuren über Figuren,
Tänze, Tänze
über Tänze!
Zu flüchtig für die Seelen!
Zu flott für die Leiber!
Doch unser Drang und unser Diktum
nach Immermehr hetzt
uns durch Figuren
und Choreographien:
der Kopf, dieser Tyrann
unserer Tage,
kappt uns das Kunstwerk, während
der Leib es noch tastet,
die Seele noch danach fühlt,
während der Geist noch danach forscht!
Unsere Furcht vor den
Urgründen
des Seins
flieht das Weilen und Verweilen!
So zerstückeln wir das
Dasein in den Gefilden eines Tanzes:
jetzt ein Häppchen,
dann ein Häppchen
und zum Ende ein Häppchen -
doch drei Häppchen sind beileibe kein Mahl!
Wir irren und schwirren
durch die Vorvorhöfe
der Tänze
und wissen nicht um das
Innere des Tempels.
Und wir nennen unser Gebaren
Tanz und Meditation
in Bewegung -
doch es ist nur Stückwerk:
Verdoppelung unseres
seelenmordenden Alltags.
Und welche menschliche
Seele präsentiert
dir das Tänzerische des Tanzens? ...
Nur für Momente ist ein
Vorbild dir vergönnt:
vorüberhuschend, der Schatten
einer Tänzerin
oder eines Eleven.
Und davor und dazwischen Worte
über Worte.
So verbleibst du selbst in deinen Tänzen
der Fabrizierende deiner
werktäglichen Tage:
der homo faber -
selbst in deinen Tänzen verwandelt kein
Mensch und kein Gott dich
in die Spielende:
in den homo lupens
deiner Feierabende
und deiner ausgesonderten Tage!
*
Doch sage mir: welcher Geist
foppt uns mit
solchen Programmen?
... ist's am Ende
der Mephistopheles in dir und in mir
- und um uns herum?
... fernab von den Tiefen
des Seins,
das eigene Leben
zu verpassen,
im Sauseschritt zu verpassen -
denn überall ist
nirgends!
*
Bis ich mich endlich genug getrieben
geplagt
und
getadelt
... und ein Sehnen in mir erwacht,
welches mich hinzieht
zu den Musen des Tanzens:
zur Begegnung mit TERPSICHORE,
der "Freude am Tanz", zur
Begegnung mit ERATO, der "liebevoll Lieblichen",
die singend tanzt und
tanzend singt!
So verweile ich
schließlich in e i n e m der Vielen:
erlausche seine Seele
mit der meinen,
erspiele seine Figuren
mit meinem Blut,
ertanze seine
Figuren mit Seele und Sinn -
und ich erschaffe mich
darin höchstselbst ...
Mit einem Mal
ziehen die Musen mich
empor in die
himmlischen Sphären des Tanzens:
in das Elysium
von TERPSICHORE und ERATO:
in das Reich
der göttlichen Fülle!
(c) August Sonnenfisch: Mittenwald
21. Februar 2006 ff
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.01.2009.
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