Thomas Spiekermann

Rasenschach!

Aus Tiefen eines grünen Raumes
fliegt ein kariertes Projektil
nach Vorbild eines Zaubertraumes,
fast mittig durch ein Fußballspiel.

Es teilt den Raum fast geometrisch,
in klare Einflusssphären auf
und zwingt als runder Lederfetisch,
vokale Beine in den Lauf.

Zudem verlangt die Ballballistik,
fast mathematisches Kalkül,
zerstört sonst jegliche Artistik,
und torpediert das Ballgefühl.

Die Kugel schreibt eine Parabel,
und folgt dem Drall aus einem Knie,
verknackt ins Zuchthaus einer Fabel
von einem Mittelfeldgenie.

Am Kurvenende folgt ein Ploppen,
es klingt von fern fast trivial,
und eine Neun auf Plastiknoppen,
nimmt Maß mit ihrem Lineal.

Ein Schuss, ein Strich, der Globus zischt,
er trifft ihn optimal,
doch im Geviert, der Torwart fischt,
auch diesen scharfen Ball.

So bleibt das Spiel trotz Arithmetik,
und schierer Wissenschaftlichkeit,
trotz zugegebener Ästhetik,
ein Opfer der Wahrscheinlichkeit.

Drum zieh ich 8x8 Quadrate
dem Massenspaß am Irrtum vor,
und dort ist die Koordinate
des Königs auch mein Fußballtor.

Der Angriff folgt den strengen Regeln
von Logik und von Strategie,
und statt in einer Elf von Flegeln,
bin ich ein einzelnes Genie.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.01.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Poèmes de café: Gedichte – Fotos – Streifzüge von Bernhard W. Rahe



Der Café-Besuch eines Literaten, vielleicht bei einem Cappuccino oder Café crème und einer ordentlich recherchierten Zeitung, wird zu einem Highlight, sollten sich originelle Gedanken hinzugesellen. Die zweite Bestellung ist an den Ober herangetragen, die Blätter der Gazette nach und nach umgeschlagen. Der Erzähler sitzt mit nachdenklicher Miene am Tisch. Er wartet. Während Kaffeedüfte ihn umschmeicheln, kommen die ersten Gedanken. Textfragmente, Bilder und Überlegungen nehmen zögerlich ihren Platz ein. Diese Gefährten sind wenig gesprächig, aber nicht selten beflügelnd, also genau der passende Augenblick für ein Sinngedicht. Ein kleines kompaktes Textfragment, aus zwölf Zeilen nur. In diesem Moment bin ich derjenige, der dort am Tisch sitzt, Papier und Stift aus der Tasche hervorholt. Der mit Glück einen guten Fang aus dem Meer der Worte an Land zieht. Die Gedichte in diesem Buch sind in Cafés entstanden. Oftmals launige Erträge aus zahlreichen Streifzügen durch unsere vielschichtige Alltagswelt. Die korrespondierenden Fotos geben den Versen ein bildhaftes, erzählerisches Gegen- und Gleichgewicht.

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