Warum?

Ich vermisse dich noch immer.
Dass es weh tut.
Dass es in mir schreit.
Du bist die Wunde.
Die nie heilt.
Du bist der Stachel.
Der in meinem Fleisch eitert.
Und darüber hinwegkommen.
Werde ich wohl nie.
Nie.
Dass du von uns gegangen bist…

Was ging in dir vor?
Dass du aus dem Leben schleichen musstest?
Als wäre es nichts Wert?
Gut.
Du hattest Sorgen.
Krisen.
Probleme aller Art.
Beruflich.
Finanziell.
Menschlich…
Du glaubtest dich ungeliebt.
Verloren.
Du fühltest dich wie ein Versager!
Mag sein.
Dass du an dir verzweifelt bist.
Aber warum hast du nicht geredet?
Warum?
Ich war da.
Du hättest dich anvertrauen können.
Ich hätte zugehört.
Ganz gewiss.
Und hör doch…
Wo immer du auch jetzt bist.
Ein Jahr vielleicht nur.
Und alles hätte ein anderes Gesicht gehabt.
Eine neue Liebe.
Eine neue berufliche Chance.
Neue Perspektiven…

Du hast nicht an dich geglaubt.
Und ich verstehe dich gut.
Ich glaube auch oft nicht an mich.
Und aus unserem Herzen.
Da machen wir beide eine Mördergrube.
Das in Worte zu kleiden.
Was uns am meisten weh tut.
Was unser Denken beschwert…
Manchmal.
Da habe ich auch daran gedacht…
Das gebe ich zu.
Aber ich konnte nicht.
Weil ich die nicht verletzten wollte.
Die ich am meisten liebe.
Wenn ich schon mich selbst nicht liebe…
So konnte ich doch nicht denen wehtun.
Die mir so teuer waren.
Was musst du gelitten haben!
Und ich ahnte es nicht wirklich.
Obwohl wir uns doch so nahe standen…
So meinte ich.

Ich denke oft an dich.
Was wohl heute wäre.
Wenn du noch da wärst.
Wenn du zur Tür hereinkämst.
Mit freundlichem Lächeln.
Und der unvermeidlichen Zigarette.
Mein Gott.
Ich gäbe was dafür.
Dann balle ich die Hände zu Fäusten.
Und schlucke die Tränen.
Weiß du eigentlich was du uns angetan hast?
Ich möchte es hinausschreien.
Laut.
Aber ich atme nur tief ein.
Betrachte dein Foto.
Und tu wieder so.
Als wäre nichts…

Nach einer wahren Begebenheit

Vivienne

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