Klaus Lutz

Die Wohnung nebenan!

Es ist Nacht.
Ich sitze am Schreibtisch und
höre die alte Frau in der Nachbarwohnung.
Sie röchelt. Dann und wann
bäumt Sie sich auf.
Und, fällt unkenntliche Laute
von sich gebend wieder zurück.
Phantasiert eine Zeitlang
und schläft wieder ein.
Seit Tagen ist es der gleiche Ablauf.
Morgens wenn der Hauswart da ist,
redet Sie wieder klar.
Und er sagt:
"Das dies nicht so schlimm wäre.
Sie solle sich keine Gedanken machen.
Es wäre ja niemand da,
der dies sähe.
Er würde es weg machen."
Man hört Ihn dann lange wie er etwas reinigt.
Und, von der Küche immer wieder
ins Schlafzimmer geht.
Und, sich dabei
mit der Frau unterhält.
Dann, verläßt er die Wohnung
und nichts geschieht mehr.
Ich stehe auf wasche mich.
Esse etwas.
Und, gehe an die U-Bahn.
Die Menschen mit denen ich
fahre lesen Zeitung
oder sitzen ruhig auf Ihren Plätzen.
Im Betrieb angekommen
sage ich den Kollegen: "Guten Morgen!"
Und, beginne mit meinen täglichen
Prüfungen.
Die zur Wartung von Maschinen
gehören.
Und, dazu dienen frühzeitig
Fehler zu erkennen.
Als ich am späten Nachmittag
wieder Heimkomme höre ich,
die Frau nur selten.
Nachts jedoch wird es schlimmer.
Sie röchelt sehr laut.
Und redet unzusammenhängendes.
Dann gibt sie Töne von sich als
hätte Sie vor etwas Angst.
Und, ich ziehe mir schnell
ein paar Hosen, Schuhe
und Jacke an.
Und laufe zum Hauswart.
Es dauert einige Zeit,
bis er aufmacht.
Und, ich sage Ihm, das
die Frau sehr laut röchele.
Und unzusammenhängendes rede.
Wenig später kommt er die
Treppe hoch.
Und, geht in die Wohnung.
Er klingelt bei mir
und sagt das alles in Ordnung
wäre.
Ich habe dann auch Nachts
nichts mehr von Ihr gehört.
Einige Tage später fragte ich Ihn,
was aus der alten Frau geworden sei.
Und er sagte mir:
"Sie wäre schon Tot."
Am nächsten Morgen sei Sie ins
Krankenhaus eingeliefert worden.
Und, wenig später gestorben.
Es wäre nichts mehr gewesen!
Jeden Morgen,
wenn er zu Ihr gekommen sei,
hätte sie entweder neben dem Bett
oder unter dem Bett gelegen.
Ich fragte, ob Sie denn nicht
hätte besser gepflegt werden müssen.
Und, er erklärte mir das jeden Morgen
eine Krankenschwester
gekommen wäre.
Nach einer weile hat man die
Wohnung ausgeräumt.
Und, die Sachen standen im Hof.
Einiges nahmen Anwohner an sich.
Und, den Rest holte der Sperrmüll.
Jetzt ist ein Mann und eine Frau
eingezogen. Und, ich höre den
ganzen Tag wie Möbel gerückt werden.
Und, das grüne Vorhänge
wohl besser seien als blaue.
Und, wie man sich zusammen
unterhält und ißt.
Und, das der Kohl
etwas zu versalzen sei.
Und, das er eigentlich keinen Kohl mag.
Und,Sie solle sich fertig machen.
wenn man noch rechtzeitig
kommen wolle.
Das andere mache man dann Morgen.
Und, ich frage mich
was wohl besser ist:
"So hellhörige Wohnungen.
Oder welche mit dicken Wänden!

                             1981 

 

 

das ganze hat sich damals tatsäch-
lich so zugetragen. es war so eine
einzimmerwohnung. typisch für berlin.
direkt nach dem krieg erbaut. so mit
dem notwendigsten. sehr hellhörig.
im zweiten hinterhof! das ging so 3-4
tage. niemand hat sich um die frau
groß gekümmert. und, ich saß dann
nachts am schreibtisch. und, habe das
alles so mitbekommen. und, kam dann
auf die idee diesen text zu schreiben.
den, ich dann auch damals 1981/82 in
einer literaturgruppe gelesen habe.
in der liebenwalder straße. im wedding
war das. im rat und tat laden. gab es
eine offene literaturgruppe. wo ich
dann auch öfters las. es war so über-
haupt die erste literaturgruppe, wo ich
texte vorgestellt habe. dabei war "der
strom, bleibe, die wolken stehen still,
smogalarm, die fliegen. und, andere aus
dieser zeit. die gut aufgenommen wurden.
lesen, diskussionen gemeinsme kneipen-
besuche. eine lustige zeit. leider, hat
sich das schnell wieder aufgelöst. ich
habe dann noch ein paar mal jemand von
dieser gruppe getroffen. aber, sie haben
mich nicht mehr gekannt. was komisch
war. ein norbert tefelski hat das ganze
auf die beine gestellt. ein professionel-
ler schrift-steller. eine frau, die auch
dort gelesen hat kenne ich noch heute.

Klaus Lutz, Anmerkung zum Gedicht

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.02.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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