Ariane Rastel
Ess-Störungen
Ich war so stark
am Vertuschen und so schwach
beim Verstehen meiner
selbst.
Mein Verhalten bei Tisch
musste doch auffallen.
Papa sagte oft,
ich solle doch mehr essen.
Wenn ich aber eine Portion
so klein wie ein
Teelöffelchen
auftat und sehr langsam aß,
hakte er niemals nach,
warum.
Dass ich nach dem Essen
Immer lange im Bad
verschwand
fiel nicht mal meiner
Schwester auf.
Und ich wartete auf ein
Warum.
Und wurde das Essen immer
wieder los.
Die Sucht zehrte an Leib und
Seele,
ein Teufelskreis begann.
Dieser Störenfried meiner
Seele, den ich
zu kontrollieren begehrte,
trieb mich zur
Selbstverachtung.
Ein Zwang kontrollierte
mich.
Und ihr ward so dauerblind,
dachte ich mir,
als ich in dem weißen
Klinikzimmer an den
vielen Kabeln schwebte.
Ich fühlte mich so leicht
wie eine Feder.
Aber jeder Schritt
bedeutete, die Kraft eines
Mammuts aufzubringen.
Ein Schritt – eine halbe
Ewigkeit.
Immer habe ich Zeichen
gesandt,
aber niemand wollte sie
wirklich achtsam verstehen.
Und hätte ich mich wirklich
verstehen lassen?
Ich war ein wandelnder
Faden,
dessen Herz so schwer wog,
dass der Sog zu entkommen
unmöglich schien.
Diese Sinnlosigkeit, diese
Trauer, ich musste
all das loswerden.
Mein Körper war ein
Instrument, auf dem ich
süchtig spielte, um ihn und
mich zu betäuben.
Aber ich bedrohte mich
selbst.
Und damit auch meine Chance,
Kraft zu haben, einen
Sinn zu finden.
Irgendwann mal sagte ein
wahrhafter Mensch zu mir,
es muss was passieren, lass
dir helfen.
Niemand nimmt es wahr,
erwiderte ich.
Doch, aber du musst aktiv
werden.
Es sind Hände da, die dir
helfen,
du musst sie nur erkennen
und sie annehmen.
Und ich begriff, dass ich
nicht allein war.
Und meine Seele griff nach einer
Hand
und mein Körper wuchs wieder
vom Faden zum Seil.
Vorheriger TitelNächster TitelLiebe Maria,
es freut mich, wenn die Zeilen ankommen, aber ich sollte an dieser
Stelle sagen, dass ich selbst nicht davon betroffen bin oder war.
Vielmehr ist das Gedicht allen gewidmet, die tatsächlich betroffen sind.
Die Zeilen sollen Mut machen, aktiv zu werden und Dinge zu verändern,
also positiv in die Zukunft schauen sowie Hilfsangebote anzunehmen.
Alles Gute - ArianeAriane Rastel, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.02.2009.
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