Anne-Marie Zuther

Die drei Wünsche des Löwen

Auf uns’rer Erde irgendwo,
in einem ganz normalen Zoo,
ein Löwe hier im Käfig saß
und missvergnügt sein Frühstück aß,

weil eine Biene – sumsumsum -
ihm dreist flog um den Kopf herum.
Er fauchte: „Wenn Du nicht verschwindest,
Dich leblos hier gleich wiederfindest!“

Die Biene summte: "Halte ein!
Soll dies mein letztes Stündlein sein?"
Sie flüsterte mit ernster Miene:
"Ich bin doch eine Zauberbiene!

Wenn Du mich jetzt lässt weiterleben,
kann ich Dir schöne Dinge geben.
Drei Wünsche hast Du frei bei mir.
Denk nach und ich erfüll’ sie Dir!"

Der Löwe rief: "Ich wünsch’ mir Freiheit!
Dann hätt' ich die Gelegenheit
nach Herzenslust herumzulaufen,
mit and’ren Löwen mich zu raufen.

Ach, das wär' wirklich wunderschön!
Sag', liebe Biene, würd' das geh'n?"
Die Biene summte: "Simsala!"
Schon war der Leu in Afrika.

Die Landschaft vor ihm war ein Traum.
Der Löwe staunte: „So viel Raum!“
Doch bald, da knurrte ihm der Magen,
drum wollte er sich schnell was jagen.

Er spähte aus ein Warzenschwein
und sprang ihm hurtig hinterdrein.
Das war kein leichtes Unterfangen;
das Schwein, er konnt' es nicht erlangen

und rief die Biene schnell herbei:
"Den zweiten Wunsch hab' ich noch frei!
Gut fressen möcht’ ich lebenslang,
nur das ist’s, was ich noch verlang'."

Ganz plötzlich stand vor ihm ein Tisch
Mit Speisen, die war’n herrlich frisch,
Gazellenkeulen und vom Schwein
die Koteletts, sie schmeckten fein.

Der Löwe sich’s nun gut geh’n ließ,
dies war für ihn das Paradies.
So ging es weiter Tag für Tag,
stets auf der faulen Haut er lag.

In Freiheit und trotz gutem Essen,
sprach er zur Biene: „Wär’s vermessen,
mir zu erfüllen einen dritten
und letzten Wunsch – darf ich drum bitten?“

„Nur zu“, sprach’s Bienchen, „er ist dein.“
„Ich möchte wunschlos glücklich sein!“
Die Biene summte: "Das macht Sinn!“
Und schon saß er im Käfig drin
und fragte sich, ob glücklich sei,
wer niemals hat ‚nen Wunsch mehr frei.

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