Konrad Johann

Mein Vater ist ein guter Mann

 

 Verräuchert war die Kneipe, als das Mädchen sie betrat,
an schweren Eichentischen saßen Männer spielten Skat
und an der Theke johlten und kreischten sie wie wild,
die Bier und Cocktailgläser,die waren stets gefüllt.
Das Mädchen schaute sich nach allen Seiten suchend um
und einer gröhlte, Mädchen, wo treibst du dich nur herum?
Das Mädchen war nicht feige und rief, ich werd' nicht gehn,
ich suche meinen Vater, hat jemand ihn gesehn?

Wir kennen deinen Vater nicht, so schallte es zurück,
vielleicht ist es der Penner dort, der mit dem trüben Blick.
Der sitzt hier jeden Abend, bis in die tiefe Nacht
und hofft, daß einer ihn mit Bier und Cognac glücklich macht.
Und wenn er dann genügend von dem Zeug getrunken hat,
dann wird aus ihm ein Zirkusclown, der seine Späße macht,
dann werden seine Augen starr, zur Maske sein Gesicht
und jeder hier im Saale lacht, nur selber lacht er nicht.

Nur zögernd trat das Mädchen dann an seines Vaters Platz,
Papa, die Tochter steht vor dir, die du vergessen hast,
komm bitte mit nach Hause, wir vermissen dich so sehr,
sie treiben ihren Spott mit dir,für ein paar Gläser Bier.
Der Vater sprach,den Tränen nah, ich kann nicht mit dir gehn,
denn morgen wird man mich erneut als Clown hier wieder sehn.
Das Mädchen fragte, Papa sag, gefällt es wirklich dir,
wenn hier die Leute lachen, doch zu Hause weinen wir?

Dann nahm sie ihres Vaters Arm und der erhob sich schwer,
schon längst war die Musik verstummt, gab's kein Gejohle mehr
und beide gingen Hand in Hand, kurz vor der Ausgangstür,
da wandte sich das Mädchen um und rief, ihr alle hier:
Hört zu, mein Vater ist ein guter Mann und ich, ich liebe ihn
und ich verbiete euch, ihn nochmal durch den Dreck zu ziehn
und stolz erhob'nen Hauptes sah man dann die beiden gehn,
doch in der Kneipe wurde dieser Mann nie mehr gesehn.



 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.04.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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