Konrad Johann

Johnny Ringo

Ich weiß genau wie es begann, es war ein heißer Tag,
da kam so um die Mittagszeit ein Reiter in die Stadt.
Gezeichnet waren Mann und Pferd von einem langen Ritt,
gekleidet war er ganz in Schwarz und eiskalt war sein Blick.
An seiner linken Hüfte hing ein Colt und der hing tief
und wer wie ich in Texas lebte, wußte was das hieß,
am Walnußgriff die Kerben sagten mehr als jedes Wort,
bei einigen war's Norwehr, bei den meisten war es Mord.
Es schien, als wär' der fremde Reiter lang schon auf der Flucht,
laut Steckbrief Johnny Ringo und im ganzen Land gesucht.

Es sprach sich schnell herum, daß er der schnellste Schütze war,
um sich mit ihm zu messen kamen sie von fern und nah,
so mancher war dabei der einen großen Namen trug,
nun schmückt ein Kreuz aus Holz sein Grab, er war nicht schnell genug.
Auch ich war ein Revolvermann, doch das ist lange her,
nun bin ich Lehrer in der Stadt, trag keine Waffe mehr
und Bücher haben irgendwann die Schießerei verdrängt,
zu groß das Risiko, daß man mich an den Galgen hängt,
doch manchmal nahm ich meinen Colt und ritt in die Prärie,
ich übte schießen jedenfalls. Warum ? man weiß ja nie.

Sie war das schönste Mädchen in der Stadt, hieß Annabell,
nur leider war ich bei den Mädchen nicht besonders schnell,
doch als ich mich dazu sie anzusprechen überwand,
da sah ich sie mit Johnny Ringo, beide Hand in Hand
und Johnny rief mir zu: " Mein Freund, daß du es nicht vergißt,
man hat bei Frauen kein Erfolg wenn man zu langsam ist!"
Ob reiten,pokern, schießen, er war stets der beste Mann,
es wurde zur Gewohnheit, daß er überall gewann.
Ich tat zwar so, als wenn mich das nicht sonderlich bewegt,
am liebsten hätte ich jedoch den Hals ihn umgedreht.

Der Johnny glaubte nur was er mit eig'nen Augen sah,
für ihn war ich ein Büchermann, der ungefährlich war,
doch irgendjemand sagte ihm, vielleicht war's Annabell,
der Lehrer, den du unterschätzt, ist mit dem Colt sehr schnell.
Zuerst tat Johnny so, als ließe ihn die Nachricht kalt,
doch vor Menschen seines Schlags macht Eitelkeit nicht halt.
" He, Lehrer", sagte er, " du sollst nicht grade langsam sein,
schlägst du mich im Duell, gehst du in die Geschichte ein.
Ich hab es nicht gewollt, doch Johnny ließ mir keine Wahl,
ich mußte mich ihm stellen, aber nur das eine Mal.

Am nächsten Tag, als ich dann Johnny gegenüber stand-
vor lauter Angst fast wie gelähmt, mir zitterte die Hand,
da war es Neugier, die die Menschen auf die Straße trieb,
die Wetten standen 10 zu 1, daß Johnny Sieger blieb.
Vor Hitze flimmerte die Luft, die Uhr schlug grade zwei-
und da war es mit Johnnys Unbesiegbarkeit vorbei.
Da lag er nun im Straßenstaub und rührte sich nicht mehr,
er war zwar schnell, doch dieses Mal war ich der Star, nicht er.
Ich rief ihm zu: " Leb wohl, mein Freund,daß du es nicht vergißt,
das Leben ist zu kurz für einen, der zu langsam ist !"

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.05.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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