Anette Esposito
Rosarot
Wollt‘ gern mich wieder neu verlieben.
-Ich glaub, ich hab’s schon mal geschrieben-
Drum schaut‘ ich mich, bin ja nicht dumm,
nach männlichen Klienten um.
Möcht kurz und knapp euch schnell erzählen
was mir geboten wurd‘ zu wählen.
Da standen welche, zwar nicht lange,
in einer Auswahlwarteschlange.
Doch schnellstens wurde mir hier klar,
dass jeder „dritte Wahl“ nur war.
Ein junger Hübscher, dunkle Haare,
Modell von bester Vorzeigware,
charmant, trug obendrein Jackett.
(Der wär auch sicher was fürs Bett).
Hab überlegt dann eine Weile,
Entscheidung zwingt ja nicht zur Eile,
und dachte mir, nur könnt‘ es sein:
So’n Typ gehört mir nie allein.
Mit ihm geschmückt liegts schon im Klaren:
Ich käm zu kurz dann mir den Jahren.
Denn so ein Mann ist nicht nur schön,
er kann auch Frauen gut verstehn.
Ein Älterer schien mir gediegen.
Hatt‘ in der Schweiz Moneten liegen.
Auch Treue fiel ihm gar nicht schwer .
(Der „kann“ wahrscheinlich schon nicht mehr).
Sein Kopf, man konnte es vermuten,
lag länger brach schon bei dem Guten.
Doch trug er Haare überall.
Nein, Danke - leider nicht mein Fall!
Ein Anderer, der schon was grauer
dem Anschein nach ein Oberschlauer,
behauptete gleich steif und fest,
er wär der Beste von dem Rest.
Doch stierte er mir auf die Beine,
als wär’n’s nicht meine, sondern seine.
Auf so ein Exemplar von Mann
ich allemal verzichten kann.
Bald stand vor mir, ich konnt es ahnen,
ein Kandidat mit Bauch und Fahnen.
Ich roch die Knoblauch-Bier-Mixtur
mit Achselschweiß von Weitem pur.
Der arme Wicht war sicher ehrlich,
doch schien er mir extrem gefährlich.
Das fand ich nun schon wirklich krass.
Er wollt mich mästen bis zum Fass,
weil ich, so kam‘s von seinen Lippen.
kein Grammchen Speck hätt auf den Rippen.
Ich sagte höflich und mit Dank
mal wieder NEIN! (Der ist ja krank!).
Dann war da Einer, muss noch lachen,
der wollt von mir perverse Sachen.
Er holte gleich, als wärs normal,
Viagra aus dem Futteral
und nahm sofort, ich stand daneben,
zwei Pillen um Potenz zu heben.
Doch hatte ich zu seinem Frust
auf Fetischisten keine Lust.
Vom Pech verfolgt und immer wieder
bleib ich jetzt unverliebt und bieder.
Bei, was mir diese Auswahl bot,
seh ich nicht rosa, sondern rot.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.05.2009.
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