Karl-Heinz Fricke

Der Verkehrssünder

Der Handelsvertreter Heinrich Schlicht
erhielt neulich vom Bezirksgericht
ein Anhörungsschreiben zugestellt,
eine Radarmessung hatte man erstellt.

"Ich habe Ihr Schreiben gelesen
und streite nicht, ich bin's gewesen.
Wie es kam, ich sage es genau,
ich fuhr nach Kassel zu einer Frau.

Niemals hätte ich den Tag versäumt,
habe nächtelang davon geträumt.
Bergab ging's, ich hab' mich gewundert,
der Tacho zeigte plötzlich "Hundert."
 

Und ich glaubte, es klingt wie ein Witz,
sah blauen Himmel und einen Blitz.
Nach Ihrem Schreiben wurd' es mir klar,
dass es eine Radarfalle war.

Ich warte auf Strafe mit Geduld
und ich verneine nicht meine Schuld,
denn die Minister müssen leben,
wenn sie auch nur auf Sitzen kleben.

Seien Sie milde, ich frage banal,
ein Mann der liebt, der fährt nicht normal.
Man schwebt beschwingt auf Wolke sieben
und könnt' halt alle Frauen lieben.

Ich befinde mich in Ihrer Hand,
sie sind sehr für Gnade bekannt.
Im würdigen hohen Gericht
ist doch Fairnis heilige Pflicht !"

Der Sachbearbeiter im Gericht
war begeistert von diesem Bericht,
der gereimt in schöner Schrift
den Nagel auf dem Kopfe trifft.

Die Antwort kam dann klipp und klar
und deutlich darauf zu lesen war:
"Ist Ihre Antwort auch gelungen,
zum Bußgeld seh' ich mich gezwungen.

Besuchen Sie wieder mal die Frau,
das Fahrrad nehmen wäre schlau.
Um Durst zu stillen ein kühles Bier,
dann weiter strampeln - bei ihr.

Karl-Heinz Fricke  5.6. 2009

Anmerkung: Unser geschätzer Kommentator Karl-Heinz Nolte ist an diesem Gedicht mit mehreren Passagen maßgeblich beteiligt. Ich nenne es daher ein Gemeinschaftswerk, belasse aber in der Schmunzel Kategorie. 

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