Klaus Heinzl
Der Penner ... oder Menschen im Abseits
Die Flasche, sie steht unterm Tisch.
Er lümmelt auf dem Ellenbogen.
Der Inhalt ist schön kühl und frisch,
es schmeckt ihm nicht... wäre gelogen.
Am Kiefer ein Dreitagebart.
Die Haare wild und stark zerzaust.
Das Leben, das ist manchmal hart,
es gibt so manchen, der so haust.
Beziehung gibt es für ihn keine,
wer will ihn schon, den Trunkenbold.
Kein Stammtisch, keiner der Vereine
weil niemand ihm Beachtung zollt.
Die Flasche steht und wird ergriffen,
von ihm, der sie dann schließlich leert.
Die Zehnte (diese inbegriffen)
ihm ist das Leben nichts mehr wert.
Dann steht er auf und wankt zur Tür.
Greift nach dem Hut, den setzt er auf.
Er konnt´ gewiss nicht viel dafür,
das Leben nahm halt seinen Lauf.
Er stolpert draußen über Steine,
sie liegen einfach so im Weg.
Mit sich, da kam er nie ins Reine,
wankt weiter über einen Steg.
Er taumelt, und man sieht ihn fallen,
von jener Brücke aus Metall.
Man hört noch seine Stimme hallen
dann schwindet er ins tiefe Tal.
Er wurde zwanzig, letzte Woche,
und keiner hat ihm gratuliert.
Was war sie wert jene Epoche,
wenn man doch eh nur Zeit verliert.
Wer war er, und was war geschehen?
Wie kam er auf die schiefe Bahn.
Wer kann das Schicksal je verstehen
und was hat es mit ihm getan.
Die Flasche war sein Wegbegleiter.
Sie hat ihn stetig inspiriert...
Sein Leben war nicht wirklich heiter,
er hat sich oft dafür geniert.
Er ward ab diesen Tag verschwunden
kaum einer wusste was geschah....
Man hat ihn viel zu spät gefunden,
doch eigentlich ... war er nie da...
kh. 27.04.2009
Vorheriger TitelNächster TitelDieses Gedicht habe ich geschrieben, weil mir bewusst wurde, dass wir Menschen sehr gerne dazu neigen, sogenannte PENNER vorschnell zu verurteilen.
Manch gescheiterte Existenz hat jedoch eine meist dramatische Vorgeschichte. Der Mensch auf der Parkbank wurde nicht in Lumpen und Gestank geboren. Manchmal lag es an einer schlimmen Kindheit oder einer gescheiterten Beziehung. Vielleicht auch am plötzlichen Jobverlust. Dann rutschen diese Menschen plötzlich in ein tiefes Loch und resignieren durch fehlendes Selbstwertgefühl. Labile Menschen, die es nicht mehr schaffen aus eigener Kraft in diesem komplizierten Leben Fuss zu fassen. Die Gesellschaft jedoch verdammt sie und verurteilt sie oft alle zu tiefst. Der Alkohol spielt in den meisten Fällen eine bedeutende Rolle. Dann bekommt man den falschen Umgang und schließlich sitzt man zwischen Menschen, die sich am liebsten verstecken würden. Natürlich gibt es auch solche, die aus charakterlichen Eigenschaften den einfachsten Weg gesucht haben, der Arbeit und der gesellschaftlichen Fairniss aus dem Weg zu gehen. Aber nicht alle sind so.
Was ich auch als eine dramatische Entwicklung erlebe, ist die Tatsache, dass sich immer mehr Jugendliche in Bushaltestellen und vor allem in der Öffentlichkeit mit einer Bier oder Schnapsflasche outen und es als ganz normal empfinden so besoffen rumzuwackeln wie es früher diese Randgruppe Penner tat. Wenn dieses Verhalten zum Kult entwickelt, dann wird man bald eine neue, junge Randgruppe erleben dürfen, die im Alkoholrausch auch noch ihre Aggressionen und Unzufriedenheit ausleben wollen wird.
Man wird dann Schnapsleichen in allen Altersgruppen finden... und sollte sich dann schon darüber Gedanken machen, wie es dazu kommen konnte.
Es reicht nicht, Aufkleber auf Flaschen und Zigarettenschachteln zu kleben. Damit erreicht man nur das Gegenteil. Die Trotzreaktion wird dann diese Gruppen zu Patrioten werden lassen. Patrioten gegen eine Politik, die lieber straft als belehrt! Lieber kassiert, statt Vorbild ist...
Penner ist man nicht einfach... man wird es, wenn die Gesellschaft nur die Funktion des Richters innehaben will und sich mit banalen Vorurteilen aus der Verantwortung zieht.
Das wollte ich nur mal loswerden. Möge uns allen kein solches Schicksal beschieden sein.Klaus Heinzl, Anmerkung zum Gedicht
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Klaus Heinzl).
Der Beitrag wurde von Klaus Heinzl auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.06.2009.
- Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).