Eveline Dächer
Meine Daseinsberechtigung
Daseinsberechtigung
Freut euch mit mir
Nun bin ich endlich ich !
Nein, bis dato war ich es nicht,
Wißt ihr eigentlich wie das ist
Wenn du gar nicht du
noch jemand anders bist ?
Weil nämlich in des Krieges Wirren
Auch Aktenstapel sich verirren
So hatte ich bis zur Stunde
Nicht mal eine Geburtsurkunde.
Nur eine vergilbte Kopie,
man dachte sich, die reicht für sie
Doch bei der Forschung meiner Ahnen
Mir gewisse Zweifel kamen
So wollt ich endlich vor drei Jahren
Erfahren , wer meine Ahnen waren
Ich war in Danzig, meiner Heimatstadt
Die auch ein Standesamt zu bieten hat
Stellte hier den Antrag voller Schwung
Auf meine Daseinsberechtigung
Etwas Zeit braucht man dafür schon
meint ein Beamter in barschem Ton.
Bitte, fragte er mich, welche Nationalität
In meinem Pass einfach : Danzigerin steht
Weil Danzig Freistadt und Freistaat war..
War es für mich doch klar
Weder deutsch noch polnisch war der Ton
In meiner frühesten Jugend schon.
Geduld fällt mir besonders schwer
Drum schickt ich Nachfragen hinterher
Ich erwartete Antwort und glaubte nicht mehr daran
Doch heute dieser Brief nun kam
Vom Standesamt 1, Berlin
Gab man bekannt im schönsten Sütterlin
Dass ich dort geboren und wie man mich genannt
Sogar meine Hebamme wurd namentlich genannt.
Nun kann ich endlich in meinem alten Tagen
Allen Menschen zeigen und sagen :
Da hat die Bürokratenmaschine
Mir mein Dasein bescheinigt nämlich : Eveline
Mir liefen die Tränen der Rührung
endlich nach 73 Jahren
habe auch ich
eine Daseinsberechtigung.
@
Eveline Dächer
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.07.2009.
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