Wilhelm Westerkamp
Im Jahr 2050
Das Herz schlägt mit dem Puls der Zeit, schlägt im Rhythmus von Leid, Trauer,
Fröhlichkeit und Einsamkeit.Jahr für Jahr geht die Zeit, Blätter fallen und im
Frühling blühen die Wiesen, grün und zart. Der Mensch der Zukunft, modern und
androgyn, sportlich elegant und schön und makellos, die Konturen der Gesichter
scharf und nüchtern, sparsam im Lachen, sparsam im Ausdruck, dennoch radikal
im Durchsetzen von Interessen. Die Blüte der Vernunft beutet das Herz aus und
der Mensch der Moderne schleicht stählern und stumm. Die Augen derweil krei-
sen im Mondlicht; kreisen um Verstand und Wissen. Alleine sei die Macht in dun-
kler Nacht. Gott und die Welt verstummen im Licht des Lebens.
Modern das Herz, die Seele kalt und schwach. Allwissend im Himmel auf Erden.
Manchmal im Getöse der rasenden Zeit bleibt gewiss der Geruch des Lebendigen.
Die Fäulnis weitet aber geschwind die Adern. Mensch der Moderne, laßt euer Blut
daran nicht gierig verschwenden; reitet im Licht der Sonne, die auch in ferner Zeit,
die Kraft der Liebe spendet, auch durchdringend den Verstand -das Gefühl als Ge-
misch der Gezeiten wird euch darin bestärken.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.07.2009.
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