Sven Später
Betrogene Kinder
Hast du je in ihre Augen geschaut?
Kannst du ihren Schmerz ertragen?
Kannst du von dir wirklich sagen,
dass es dir dabei nicht graut?
Hast du je ihre Worte vernommen?
Kannst du ihre Angst nicht hören?
Kannst du wirklich immer schwören,
dass Einsicht ist gewonnen?
Betrogen von dir,
betrogen von mir,
betrogen von allen, die ihre Welt
geschaffen, zerstört, um alles geprellt.
Sieh dir ihre Augen an,
hör auf ihre Stimmen.
Und dann, vielleicht, irgendwann,
wirst du dich besinnen.
Wirst begreifen, wie ein Stein
erweicht, wenn er es will.
Wirst wohl auch genötigt sein,
denn deine Welt wird still.
Vorheriger TitelNächster TitelAuch dieses Gedicht hat einen aktuellen Hintergrund. Meine Frau und ich schreiben oftmals recht düstere Dinge (nicht immer) und nennen zuweilen auch unbequeme Sichtweisen. Wir werden nicht selten angegriffen, da wir das Schlechte sehen und es aussprechen, aber damit können wir leben. Es heißt ja nicht, dass wir nicht auch das Gute sehen und kennen würden, aber darüber schreiben andere besser, es liegt ihnen mehr. Jüngst kreidete sie die Missstände in unserem Land an und in anderen Foren wurde sie da zuweilen heftig angegriffen und als dumm abgetan, weil es Menschen gibt, die das Übel lieber schönreden. Noch schlimmer war, dass auch bei dem Thema, wie es um die Kinder in unserer Welt oftmals bestellt ist, abgewiegelt wurde. Es sei ja alles nicht so schlimm. Das wären ja manchmal nur Einzelfälle oder auch, dass es ja nur aufgebauscht würde. Ich darf gestehen, dass ich schockiert war. Ich sag: Nur ein einziger Säugling, den man verhungern lässt, den man nach der Geburt in eine Mülltonne wirft, den man quält und nur ein einziges Kind, das vergewaltigt wird, das getötet wird, dessen Leben zerstört wird, ist EINE VERLORENE KINDERSEELE ZUVIEL!
Selbst wenn es Einzelfälle wären - und das ist nicht so - wäre es schon schändlich, es nicht sehen zu wollen. Dann aber noch den Eindruck zu erwecken: Ach, das passiert doch andauernd, da soll man sich nicht darüber aufregen ... solche Menschen haben in meinen Augen alles an Menschlichkeit und sozialer Kompetenz eingebüßt. Keiner von uns ist in der Lage, jedes einzelne Leben zu retten, aber Missstände dürfen nicht unausgesprochen bleiben. Ich weiß, dass solche Gedichte unbequem sein können, dass sie einem nachgehen können - und sollten. Aber hilft es wirklich, einfach zu sagen: Mir geht es gut, mehr braucht es nicht? Nein, das kann es nicht sein.
Liebe Grüße
Sven SpäterSven Später, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.08.2009.
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