Anette Esposito

Der Tintenweber



Er saß schon eine Weile,
die Feder in der Hand,
Es trieb ihn an zur zu Eile.
Gedanken, ungebannt.

Ein Seufzer war zu hören,
quoll leis aus seinem Mund,
als könne er zerstören
die Ohnmacht dieser Stund.

Sein Kopf schien nichts zu halten
von Wörtern und Gesang
um Sätze zu gestalten
voll Fantasie und Klang.

Die Zeit schien stehn zu bleiben.
Doch Stund um Stunde schlug.
Was sollte er nur schreiben?
Nichts war ihm gut genug.

Da klopfte es ans Fenster.
Wie konnt‘ denn solches sein?
Sah nun er schon Gespenster?
Wer wollt' zu ihm herein?

Gebannt sah er auf Hände
im weißen Rauch, doch kalt.
Sie kamen durch die Wände
als helle Nachtgestalt.

Im Flüsterton, ganz leise,
hat sie ihm was erzählt.
Er lauschte dieser Weise,
den Worten, die gewählt.

Dann tauchte er die Feder
ins schwarze Tintenfass
umhüllt von feinem Leder
und aus besondrem Glas.

Bald webte er die Tinte
auf weißem Pergament,
schrieb Worte als Gebinde,
Geschichte, die man kennt.

Von Feen, Hexen, Geistern,
des Einhorns letzter Spur
und Feuer, Schlössern, Meistern,
dem Zauber der Natur.

Er schrieb von Liebe, Hoffen,
Verrat, Betrug und Geld.
Die Tore standen offen
zu seiner Tintenwelt.

Fast schien er wie von Sinnen
und webte Wort um Wort
vom Tod und Neubeginnen.
Gen Morgen war er fort.

Im Tintenweberzimmer
lag Zauber wie Magie.
Schrieb er denn nicht wie immer?
Gefunden wurd‘ er nie.

Die Feder, die ihn kürte,
so hat man sich erzählt,
zog, als er nachts sie führte,
ihn in die Tintenwelt.

Denn liest man die Geschichte,
ob Märchen oder wahr,
sieht man im schwachen Lichte
was damals nachts geschah.

 

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