Marcel Göbel
Freiheit
Seit ich denken kann, bin ich gefangen.
All` die Hoffnung schon vor Jahr`n gegangen,
dass ich einst die Freiheit sehen werde,
bevor ich hier vor Kummer sterbe.
Von außen sei ich gut genährt,
mein Körper völlig unversehrt.
Doch was ist das nur für ein Leben?
Oh Schreck! Ich taumle. Welch ein Beben?
In Todesfurcht stürz` ich hernieder,
presse fest zusammen meine Lider,
schütz` den Kopf mit meinen Händen.
Soll wirklich so mein Leben enden?
Doch während ich am Boden kauernd zitter`,
erblick` ich fortgesprengt der Kammer Gitter.
Nun all` die Todesangst vergessen,
renn` ich von Sinnen, ganz besessen
durch einen allzu schmalen, engen Gang
in eine Höhle, zu der ich gelang.
Die Kameraden nun, die mich begleiten,
stehen der Höhle mir zu allen Seiten.
Gemeinsam gehen wir des Weges weiter,
erblickt zur Oberfläche eine Leiter.
Wir stehen bald auf festem Grund,
eines Spiegels gleich, gekrümmt und rund.
Genau kann ich nicht sagen, was es ist.
Fühl` mich beobachtet. Spür` eine List.
Und plötzlich stürzt auf mich hernieder
der Himmel, brechend mir die Glieder.
Schwer verwundet renne ich davon,
nicht wissend, ob ein and`rer noch entronn.
Ich renne, rase, blicke nicht zurück,
vergessen längst der einst`gen Freiheit Glück.
Außer Atem, keuchend mach ich Rast.
Da hebt mich des Himmels leichte Last
zu sich empor, was lange sein Gesuch,
des weinenden Menschens Taschentuch.
Es macht kein` Sinn die Freiheit zu ersehnen.
Das ist nun mal das Schicksal aller Tränen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.08.2009.
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