Karl-Heinz Fricke

Der arme Eisenbahner an der Zonengrenze

Gerhard Könneker hat er gehießen,
ein armer Teufel, aber zum Schießen.
Sieben kleine Kinder wartend im Haus,
auf einen besonderen Sonntagsschmaus.

Neben dem Grenzfluss, kilometerlang,
verlief damals ein alter Schienenstrang.
Im Bahnwärterhäuschen mit flachem Dach,
verbrachte Gerhard seinen Arbeisttag.

Triebwagen fuhren jedoch hin und her,
als wenn es wie früher gewöhnlich war.
Bahnschranken, schön rot uns weiß gestrichen,
sie sehr Jahrmarkt Zuckerstangen glichen.

Die Schranken mussten geöffnet werden,
wenn die Hirten kamen mit den Herden.
Der Fluss, die Oker, diente als Tränke,
hinter hohem Bahndamm in der Senke.

Dicht an dem Wasser die VoPo Türme,
sodass niemand in den Westen stürme.
Den Todesstreifen stets in guter Sicht
betrat keine Seele aus Vorsicht nicht.

Grad gegenüber ein ostdeutscher Ort,
ich sah nicht einmal einen Bürger dort.
Das Dorf von hohen Zäunen umgeben,
für die Bewohner ein Käfigleben.

Ein Sperrgebiert in einem deutschen Land,
die armen Menschen lebten wie verbannt.
Viele getrennt von Freunden und Lieben,
die besser lebten im Westen drüben.

Vor seinem Häuschen auf einer Bank
lag Gerhard im Sommer ausgestreckt lang.
Sein Hobby war es,  von nicht sehr vielen,
war mit uns Beamten Karten spielen.

Aus Langerweile machte uns der Mann
mit seinen zerschlissenen Karten an.
So hat er auch mich sehr oft animiert,
und Offiziers Skat mit ihm exerziert.

Jenseits seiner Bude am grünen Hang
hoppelte einstmals ein Hase entlang.
Gerhard forderte mit ernstem Gesicht:
"Den Hasen triffst du von hier bestimmt nicht !"

Aus dem Halfter zog ich, meine Nullacht,
ein einziges Mal hat es nur peng gemacht.
Wie Nurmi ist der Arme hingeflitzt,
und er hat mir doch den Braten stibitzt.

Für ihn war der Sonntagsschmaus gesichert,
vor Übermut hat er laut gekichert.
Der Mümmelmann war nicht gerade leicht,
für die Familie hat er wohl gereicht.

Karl-Heinz Fricke  5.9.2009

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