Janine Albrecht
Bruderleid
Bruder, o Bruder, was hab ich getan,
fielst durch mich im Schlachtenwahn.
Bruder, o Bruder starbst durch meine Hand.
Zu spät habe ich deine Züge erkannt.
Schlachten focht ich in hoher Zahl.
Die Feinde sie fielen durch meines Schwerts Stahl.
Ich habe so vielen ein Ende gesetzt.
Mein Schwert, es hat tausende verletzt.
Als ruhmreicher Söldner, der nie verlor,
hob ich siegreich meine Klinge empor.
Ich war Teil von manchem Krieg.
Ein Jeder endete mit dem Sieg.
Bruder, o Bruder, nun liegst du dort,
auf dem Schlachtfeld an blutigem Ort.
Bruder, o Bruder meine Klinge im Herzen,
sehe ich noch im Tode deine Schmerzen.
Ich brach auf zu neuer Schlacht.
Wir griffen an die Übermacht,
die ritt unter des Feindes Wappen,
um uns erneut den Sieg zu schnappen.
Die Feinde fielen nach und nach,
bis schon der neue Tag anbrach.
Der Boden war vom Blut schon rot,
allgegenwärtig schien der Tod.
Bruder, o Bruder, sieh nun meine Reue.
Hieltest du deinem Land immer die Treue.
Bruder, o Bruder, in feindlicher Tracht,
habe ich dir dein Ende gebracht.
Der Sieg war so nah. Berauscht die Meinen,
angetrieben von Feindes wimmern und weinen,
zeigten wir nicht geringstes Erbarmen,
hielten die Waffen mit festen Armen.
Die eigenen Verluste hielten sich in Grenzen,
bei ungestümen, wilden Klingentänzen.
Der Sieg, er schien nun fast erreicht,
die Krieger berauscht, ihr Sinn wurde leicht.
Bruder, o Bruder, wie konnte es geschehen.
Nie kann ich mir vergeben dieses Vergehen.
Bruder, o Bruder, hab dich nicht erkannt,
sah im Mordrausch nur des Feindes Gewandt.
Meine Hand, sie führte schwungvoll das Schwert,
hat erfolgreich das Leben der Gegner verzehrt.
Ich stand gegenüber dem feindlichen Recken,
um auch ihn, wie alle anderen niederzustrecken.
Ich holte weit aus. Nur ein einziger Schlag,
bis auch er, tödlich verletzt am Boden lag.
Bis zum Heft steckte mein Schwert ihm im Herzen.
Laut schrie er hinaus die Todesschmerzen.
Bruder, o Bruder, es tut mir so Leid.
Der Kampfrausch brachte mich so weit.
Bruder, o Bruder, was würde ich geben,
zu sehen das du zurückkehrst ins Leben.
Während der Feind nun voll Qualen geschrieen,
beugte ich mich hinab, mein Waffe aus ihm zu ziehen.
Da fiel mein Blick auf bekannte Züge.
Das offensichtliche strafte ich Lüge.
Der Sterbende sah mir noch ins Gesicht,
als seine Augen verloren das Licht.
In den feindlichen Reihen, die nun deutlich gelichtet,
sah ich hinab, hatte den eigenen Bruder gerichtet.
Bruder, o Bruder, kann mir selbst nicht verzeihen,
dass ich dich nicht erkannte in feindlichen Reihen.
Bruder, o Bruder, was soll ich nun tun.
Wegen mir wirst du nun auf Ewig ruhen.
Der Kampflärm um mich herum, er verklang,
während noch immer mit dem Schrecken ich rang.
Nur noch wenige Gegner waren geblieben,
und bald wären auch sie vertrieben.
Das Schwert zog ich aus des Bruders Brust,
erhob mich, im Innern zerfressen von Frust.
Der Schrecken über eigene Tat, der sich nicht wollte legen,
brachte mich erneut dazu, mich in den Kampf zu begeben.
Bruder, o Bruder, deine brechenden Augen,
würden mir den Schlaf auf ewig rauben.
Bruder, o Bruder, vom Vorwurf geplagt,
habe ich meinen letzten Weg gewagt.
Ein Gegner, er schreitet in meine Richtung,
einer der Letzten auf blutiger Lichtung.
Mit trotzigem Blick erhebt er sein Schwert.
Sein Sieg, er bleibt ihm nicht verwehrt.
Ich spüre noch, wie mich die Waffe zerteilt,
und auch mich des Bruders Schicksal ereilt.
So bin ich mit dem, den ich noch eben beweint,
auf diese Weise wieder vereint.
Bruder, o Bruder, so will ich begleichen,
dass du wegen mir musstest, aus dem Leben weichen.
Bruder, o Bruder, ich hoffe du kannst mir vergeben,
da wir nun beide wieder vereint, jenseits vom Leben.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.09.2009.
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