Lass mich doch in Ruh'!

Wenn ich so nachdenke.
Du nörgelst doch rum an mir.
Seit Ewigkeiten.
Dass ich die Klobrille nicht runterklappe.
Dass ich die Aschenbecher nicht ausleere.
Und den Müll.
Den trag ich auch nicht gleich runter…
Mag schon sein.
Vieles ödet mich an.
Der Job.
Mein neuer Boss.
Dem ich es nicht recht machen kann.
Ein Freund von mir.
Er hat ein zerschmettertes Knie.
Nachdem ihn ein Autofahrer niederfuhr.
Er wollte nur Zigaretten holen.
Mit dem Fahrrad.
Joggen.
Wird er nie mehr können!
Und ich selber?
Ich werde alt.
Meine Haare.
Ganz grau schon.
Aber nicht nur das.
Ich fühle.
Mein Leben verrinnt.
War das alles?
Mich beschäftigt das!
Verstehst du?
Ich denke oft dran.
Sehr oft…

Mit dir.
Ich kann nicht reden mit dir.
Über diese Dinge.
Du nervst mich.
Mit dem Alltagskram.
Du sagst.
Ich trinke zu viel.
Nein.
Manchmal schreist du es.
Vielleicht hast du Recht.
Aber du fragst dich nie.
Warum ich es tue.
Dass du mir eine Hilfe sein könntest.
Mit all dem zurecht zu kommen.
Daran denkst du nicht.
Du läufst zur Kosmetikerin.
Du bist mit deinen Freundinnen beisammen.
Stundenlang…
Bei Kaffee und Kuchen.
Du schläfst nicht mehr mit mir.
Nein.
Das letzte Mal.
Weihnachten?
Kann sein.
Du meinst.
Ich müsste das schon akzeptieren.
Sex ist nicht alles!
Flötest du.
Drückst mir einen Kuss auf die Wange.
Und liest weiter in deinem Buch…

So habe ich es mir nicht vorgestellt.
Unser Leben.
Du merkst gar nicht.
Wie du mir auf die Nerven gehst.
Du hilfst mir nicht.
In meinem Chaos.
Du machst es mir noch schwerer.
Du bist eine Last.
Zusätzlich.
Und wenn ich abends noch mal fortgehe.
Auf ein schnelles Bier.
Oder zwei.
Dann stelle ich mir vor.
Dass ich einfach nicht mehr heimkomme.
Dass ich dich alleinlasse.
Und ich bin mir sicher.
Dir würde es gar nicht auffallen.
Tagelang.
Du würdest weiternörgeln.
Wie zuvor.
Nur mit dir selbst…

Ich hör gar nicht mehr hin.
Wenn du mir wieder predigst.
Dies und das.
Es interessiert mich nicht.
Lass mich einfach in Ruhe!

Lass mich doch in Ruh’!

Vivienne