August Sonnenfisch

In Noldes Garten

 

 
In Noldes Garten


Espenblätter singen im Seewind:
anschwellend und ab-
ebbend ihre Lieder.
Blütensinfonien durchtönen
meine Seele: dunkelrote
Sterne und urgelbe Sonnen -
von spätsommerlichen Bienen geküsst.
Im Chor mit violetten
Trompetenblüten,
mit dem Blätterwerk
und ihren Schmetterlingsgästen.

Stille in den Liedern der Espen.
Stille in den Konzerten
der Blüten und Blätter.

Dann ein wogendes Sternblumenfeld
in gesättigtem Gelb vor roten
Dahlienmonden zu Hauf.
Stille in den Wogen.
Stille in den Monden.

Auf einer weißen Bank ich verweile
in einem nach oben offenen
Geviert aus Blattwerk. Über mir
ein Himmel mit weißen,
rasch dahin-
ziehenden Wolken.
Neben mir, sich
sonnend, ein
farbenprächtiger Vogel.
Abgestorbene Blätter auf allen Wegen.
Stille im Raum.

Zuweilen vorüberschwadronierende
Besucherinnen und Besucher
mit hin- und
herdeutenden Gesten,
mit Linsenapparaten in
den Händen ihrer
hochgereckten Arme.
Stille hinter ihrem Gestikulieren
.

 Der kurze Weg des Bannens
und der lange
Weg des Malens.
Der kurze Weg des Parlierens
und der lange
Weg des Schauens.

Vom Leben verschlungene
Wege im Garten.

*
Noldes Geist in diesem Garten
an seinem Haus.
Undinen im Brunnen, Sylphen
in den Lüften,
Salamander
in der Wärme der
Sonnenstunden des September.
Welch eine Fülle im
Sternzeichen 
der Jungfrau!

Eine Oase in der Allgegenwärtigkeit
der ins Kraut
schießenden Schlote:
mit ihrer Rationalität,
mit ihrem Konkurrieren,
mit ihrem Hasten,
ihrem Horten, mit
ihren Lügen und Lügeleien.

Dem Gott Chronos zur Laune:
jenem Urvater unserer
chronometer-
durchtakteten Tage.
Dem Gott Kairos zur Posse:
jenem Gott der günstigen Winde,

der Musik der Seelen,
des Ewigen
im Zeitlichen.

Noldes Garten in der Harmonie
zwischen
Kairos und Chronos!
Noldes Garten, ein
beseelter Ort
voller guter Geister!

*

Ich öffne mich den Farben-
düften seiner Blüten.

Ich öffne mich dem Geruch
der Blätter
auf seinen Wegen.

Ich goutiere die anschwellenden
und abebbenden
Gesänge seiner Espen.
Ich beehre den sich
sonnenden Falter!


 




(c)  August Sonnenfisch, 15. September 2009 ff

Emil Nolde (1867-1956)
Dazu korrespondierend das Sonnenfisch-Gedicht:
"Begegnung mit Nolde".


 

 

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