Dieter Christian Ochs
DIE NAGELPROBE
49 lange Jahre kaum beachtet
immer „links“ liegengelassen
vor Prüfungen in Schweiß gebadet
zähneknirschend abgeknabbert
mit dem Hammer einmal versehendlich draufgeschlagen
die Regenbogenfarben lange schillern geseh’n
ständig nach dem Zähneputzen morgens
einen Ring darüber gezogen
nachdem du dein Jawort gabst
oft mit Gartenerde darunter
die Nacht verbracht
nur heute nicht
d e r Nacht !
Wachgelegen Stund um Stund
Pulsierend in Wasser gekühlt
In Schmerzensschweiß gebadet
Am Morgen skalpiert und 3 Gramm leichter
Das vorletzte Glied unterm grünen Tuch
Ohne den vertrauten „Trauerflor“
Der Weißkleidige das blutende Ende verbindet
Ohne vertrauten Nagel
Der
Wieder „links“ liegengelassen
Eingezwängt zwischen 2 hellroten Tupfern
Im blinkenden Treteimer verschwindet.
Fünf rechte und vier linke sind noch einmal
Davongekommen ...
Vorheriger TitelNächster TitelDieses Gedichtchen erzählt die "Story", wie ich sie vor einigen Jahren "überlebt" habe, als ich nach einer sehr schmerzhaften Nagelbettentzündung den Fingernagel des linken Ringfingers frühmorgens ambulant in unserer Klinik verlor.
Im Nachhinein sind mir vorliegende gedanken dazu gekommen. Ein wenig spät, aber ... das sind wohl heute die 37°C, die die grauen Zellen anspornen, in der Erinnerung zu graben.Dieter Christian Ochs, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.08.2003.
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