Ars Somniandi

Ich sah jene ...

In manchen Straßen thront so tief die Armut

Dass das nächste Viertel meilenweit entfernt

Hier hausen Menschen in verzweifelter Wut

Weil sie bis heute nichts andres gelernt

 

Und wenn des Morgens Sonne steigt empor

Hat man das Gefühl, als wär' dort alles normal

Aber wehe die Nacht tritt schleichend hervor

Dann ändert sich das Leben mehr als fatal

 

Ich sah jene, denen die Leere stand im Gesicht

Weil sie kraftlos vor Hunger es kaum ertrugen

Dass Menschen aus einer gesättigten Schicht

Seelisch arg abwertend auf diese schlugen

 

Was immer im Leben ihnen widerfahren ist

Es ist kein Grund, sie verächtlich zu meiden

Und vom hohen Rosse mit seelenloser List

Zu verdrängen das unbeschreibliche Leiden

 

In manchen Herzen wohnt so tief die Sanftmut

Dass sie die Kraft hat, Unrecht zu überwinden

In diesen Seelen thront das Gute wie eine Glut

Das flehend bittet die Armut zu verschwinden

 

Und wenn des Abends der Mond ist aufgegangen

Um hoffend zu spenden sein belebendes Licht

Haben sich am Himmel viele Sterne verfangen

Die bieten als Einheit uns eine neue Sicht

 

Ich sah jene, denen Tränen standen in den Augen

Weil ihre Kinder ihnen gaben, was ihnen fehlte

Und die hin in grenzenlos erfülltem Glauben

Begannen zu verstehen, was sie beseelte

 

Mir sinnt danach: wir müssen dafür kämpfen

Dass der Mensch sich nicht zum Egoisten weiht

Und bestimmte Auswüchse man muss dämpfen

Damit keine Seele mehr jemals schreit

© Ars Somniandi

 

Dieses Gedicht ist mein Blick auf 19 Jahre Deutsche Einheit. Natürlich hätte ich mich auch zu einem der "Gewinner" der Einheit deklarieren können und hier ein Lobeslied auf gelenktes Staatswesen, vorinstanzierte Mediendemokratie und den freien Überwachungsstaat deklamieren können, weil ich als "DDR-sozialisierter" Mensch natürlich Zeit meines Lebens nur repressiv aufgewachsen bin und später dann lernen durfte, was pure Freiheit zu leisten im Stande ist. Man möge mir diese Polemik an dieser Stelle verzeihen; mit Verklärung hat dies ganz sicher nichts zu tun!

Mein Blick wird immer auf die Menschen fokussiert bleiben, die nicht das Glück hatten oder haben, dass mir zuteil geworden ist. Denn über eines habe ich keinen Zweifel: Ich lebe in einem Land das z.B. das (fast) beste Gesundheitswesen der Welt hat, in einem Land, das die größte Vielfalt in Hinsicht auf kulturelle Tradition hat [Anm: Nirgends auf der Welt gibt es z.B. eine solche Theater-Dichte und derart viele andere Bühnen für alle Arten der Kunstformen, wie bei uns], in einem Land, das Innovationsmotor für viele Entwicklungen war und ist ...

... aber es ist eben auch ein Land, in dem immer mehr Menschen auf der Strecke zu bleiben drohen und dies gilt es kritisch anzumahnen und ebenso beherzt zu bekämpfen!
Ars Somniandi, Anmerkung zum Gedicht

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.10.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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