Elisabeth Schwaha

Elfenreigen

Wolken tanzen Abendreigen,
Wind spielt leis’ auf  Waldesgeigen,
Elfenzeit.
Seid bereit!

 

Silber fließt auf alles nieder,

heute füllt der Mond sich wieder.

Zaubernacht.

Elfen, wacht!

 

Elfenreigen! hört man munkeln,

alle Blütenkelche funkeln.

Monddurchstrahlt

ruht der Wald.

 

Und schon regt sich’s in den Auen,

Menschenaug’ kann es nicht schauen:

Elfenfuß

tanzen muss.

 

Elfen tanzen Vollmondreigen,

lassen ihre Freude steigen

und den Schmerz

himmelwärts.

 

Schimmerleichte Füßchen kosen

Bäume, Kraut und Heckenrosen.

Glöckelein

läuten fein.

 

Zauberische Weisen klingen,

Wiese, Wald und Sterne singen

von der Freud’

und von Leid.

 

Von den Sphärenklängen trunken,

sind die Elfen ganz versunken

in den Glanz,

in den Tanz.

 

Unterholz zerbirst mit Krachen,

jäh verstummt das Elfenlachen.

Pferdehuf

Unruh’ schuf.

 

Elfenauge, wachsam werde!

Es durchdringt auf stolzem Pferde

Reitersmann

heil’gen Bann.

 

Eisenkleid und Schwertgehänge

klirr’n durch zarte Elfenklänge,

Ritterstolz

bricht durchs Holz.

 

Mondlicht tanzt auf Harnischplatten,

wirft gespenstisch schwarze Schatten

seelenlos

auf das Moos.

 

Elfen ziehen scheu und leise

sich zurück in weitem Kreise.

Seltsam kalt                                         

wird der Wald.

 

Hufe trommeln, Blätter stieben,

keine Elfe ist geblieben.

Elfensang

jäh verklang.

 

Keine Elfe, auch nicht eine,

ist mehr in dem nächt’gen Haine?

Mondenlicht

zeigt es nicht.

 

Sieh doch, in der Brombeerhecke,

tief im stachligen Verstecke,

Neugier blitzt,

Elflein sitzt!

 

Staunend blickt es auf den Ritter

durch das Brombeerdornengitter,

atemlos,

augengroß.

 

Hat solch Recken nie gesehen,

Waffenglanz statt Schleierwehen.

Elfenart

ist nur zart.

 

Durch die Waldnacht weht’s wie Flüstern,

schnaubend bläh’n sich schwarze Nüstern.

Schaum vorm Maul

scheut der Gaul.

 

Eisenschwere Beine klammern,

Gurte und Scharniere jammern,

Gleichgewicht

find’t er nicht.

 

Schrilles Wiehern, dumpfes Prallen,

groß Geschepper hört man hallen.

Fluch erschallt

in dem Wald.

 

Hufschlag trommelt schnell von hinnen,

Reiter ist nicht mehr bei Sinnen,

Unterholz

brach den Stolz.

 

Ritter, Rüstung, Schwert versanken

in den spitzen Brombeerranken.

Bodennah

liegt er da.

 

Elfe neigt sich ängstlich nieder,

trifft auf eisenharte Glieder,

nähert sich

zögerlich.

 

Elfenkind harrt forschend, fragend,

Käuzchen ruft vom Wipfel klagend:

Schuhuhu!

Stört die Ruh’!

 

Elflein beugt sich immer weiter

zu dem regungslosen Reiter,

staunt den Mann

schweigend an.

 

Neigt sich zu  dem Fremden nieder,

blanker Harnisch spiegelt wider

klar und licht

ihr Gesicht.

 

Von dem Lichte eingefangen,

schimmern mondgeküsste Wangen

überall

im Metall.

 

Doch schon regt sich wieder Leben

in dem Ritter. Und entschweben

Elflein muss.

Abschiedskuss

 

auf das blanke, kalte Eisen.

Elfe wendet sich mit leisem

Flügelschlag.

Wird bald Tag.

 

Und der Ritter streckt mit Stöhnen

seine angeschlag’nen Sehnen,

kommt nicht hoch.

Steht dann doch.

 

Pferdelos im Morgengrauen

muss der stolze Ritter schauen,

wie er fort

kommt vom Ort.

 

Scheppernd stakst er durch die Stille

in der starren Eisenhülle,

tritt voll Zorn

in den Dorn.

 

Elfchen ist schon weit entflohen,

wo es nichts mehr kann bedrohen.

Letzter Blick

geht zurück.

 

Und im Morgennebel tanzen

wieder Elfen durch den ganzen

Zauberhain

Elfenreih’n,

 

bis die ersten Sonnenstrahlen

golden Wald und Wiese malen.

Elfen nun

können ruh’n.

 

Eine schwebt zum letzten Male

noch im morgenfrischen Tale.

Wo ist er?

Sieht’s nicht mehr.

 

 

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