DER KUSS - HASSER

Ein sonderbares Exemplar,
Ist dieser Mann, ja wirklich wahr.
Der Typ ist wirklich sehr verklemmt,
In allem immer sehr gehemmt.

Beim Abschlussball, beim ersten Tanz,
Ging er schon damals auf Distanz.
Es machte ihm sehr viel Verdruss,
Er hatte Angst vorm ersten Kuss.

Beim Thema "Küssen" bleibt er stumm,
Da dreht sich ihm der Magen um.
Da hat er gleich die Hosen voll,
Dabei ist Küssen doch ganz toll.

Er meint man macht zu viel Geschrei,
Um diese blöde Küsserei.
Spricht man vom Küssen, sieht er rot,
Er träumt von einem Kussverbot.

Für ihn ist Küssen ungesund,
Man küsst sich nur die Lippen wund.
Um Gottes Willen Küssen "Nein",,
Man fängt sich nur Bazillen ein.

Er sagt, dass er das Küssen hasst,
Und hätte somit nichts verpasst,
Man küsst sich hier, man küsst sich dort,
Das Küssen ist doch nur ein Sport.

Erst neulich sprach ich ihn drauf an,
Ob er denn endlich küssen kann.
Er sprach um abzulenken "Du,
Denk nicht ans Küssen immerzu".

Ich denk` ans Küssen unentwegt,
Doch bei ihm sich da gar nichts regt.
Ich finde das echt gar nicht cool,
So dachte ich, er sei nur schwul.

Ich habe ihn danach gefragt,
Dann hat er lässig mir gesagt,
"Das Küssen", ja damit du`s weißt,
Mich wirklich nicht vom Hocker reißt.

 Er küsst auch niemals einen Mann,
Weil er beim Küssen sabbern kann.
Die Frau doch alles eh verpatzt,
Weil sie doch stets beim Küssen schmatzt.

 Ich sagte ihm ganz ungeniert,
"Du hast es doch nie ausprobiert",
Da hat er nur ganz laut gelacht,
Natürlich hab ich `s schon gemacht.

Dann sagte er mir ins Gesicht,
So ganz hasst er das Küssen nicht,
Er sei darauf sehr wohl ganz wild,
Wenn er es küsst, sein Spiegelbild.

© Simone Wiedenhöfer  1988 - neu überarbeitet 2009

Dieses Gedicht habe ich mit 18 Jahren geschrieben, allerdings ist die Urfassung etwas anders. Ich habe es etwas überarbeitet.Simone Wiedenhöfer, Anmerkung zum Gedicht