Thomas Neumeier
Das Herbstmartyrium
Herbst - o Peiniger meiner Seele,
beraubst mich Jahr für Jahr meines Lebens Glück,
der Zeit von rotem Wein in meiner Kehle,
bringst die Schatten mir zurück.
Herbst - o Dieb meiner Heiterkeit,
verhinderst der warmen Nächte süße Pracht,
schürst in mir die Gleichgültigkeit,
kein belaubter Baum, der über mich wacht.
Herbst - o Sarg meiner Träume,
du verschließt mir aller Fantasien Kraft,
entzauberst alle süßen Schäume,
entziehst genüsslich mir den Lebenssaft.
Herbst - o Zügler meiner Leidenschaft,
du ertränkst das kindlich Gemüt in mir,
stiehlst der Nächte mythisch Zauberkraft,
nimmst das letzte Licht zu dir.
Herbst - o Henker meiner Lebenslust,
Zeit, in der kein Mensch mehr tanzt,
entfachst in mir erneut den Frust,
bist es, der mich in Trauer schanzt.
Herbst - o Spötter meiner Lebsamkeit,
nimmst mir das Lachen unter grünen Bäumen,
treibst mich wieder in die Einsamkeit,
verdammst mich erneut, mein Leben nur zu träumen.
Herbst - ich will dich nicht an meinem Ort,
ich weiß, du tust nur deine Pflicht,
doch du jagst den Sommer fort,
und das, Herbst, verzeihe ich dir nicht...
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.08.2003.
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