Iris Bittner
Der Ring des Berbers
Es war einmal ein Berber,
der auf seinem langen Weg
von Stadt zu Stadt
beim Stochern in den Aschekübeln
nach den Resten von dem Tisch der Habenden
durch Zufall einen kleinen goldnen
Ring gefunden hat.
Zigtausend Schritte weiter nördlicher
nach einer weiteren durchhungerten
mit einer Flasche schlechten Rotweins als Gefährten
durchgefror`nen Nacht
fiel ihm der Ring, der noch in seiner Tasche ruhte,
wieder ein
und er hat einen guten Tausch gemacht.
Für wenig Geld und einen alten Mantel
der seine kalten Nächte wärmer machte
hat er ihn einem jungen Mann gegeben
der diesen Ring am selben Tag
der Frau, die er sehr liebte, brachte.
Er steckte ihn der Liebsten an die Hand
und küßte ihre Augen, ihren Mund und ihr Gesicht.
Der Ring ist wenig wertvoll
doch symbolisiert er folgendes:
ich liebe dich
ich bin dein Freund
und ich verlaß dich nicht
Sie wärmte seine Seele, sie liebkoste seinen Körper.
Sie war ihm Schwester, Mutter und Geliebte
und ihre Liebe tat ihm gut
für eine Zeit.
Dann, nach und nach, unmerklich
wurde aus hellen Flammen
eine tiefe rote Glut.
Und wieder Jahre später war das Glühen
nur noch ein Haufen kalter grauer Asche.
In diese fiel ein kleiner, goldner Ring.
Ein Berber, der auf seinem lagen Weg
von Stadt zu Stadt
daran vorüber ging, entdeckte ihn.
Er bückte sich
und hob ihn auf
und steckte ihn in seine Tasche.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.08.2003.
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