Jürgen Berndt-Lüders
Die wahren Werte des Lebens
Ganz aufmerksam las ich es in diesen Tagen,
was andere Eltern von Kindern hier sagen.
So manches Gedicht formt ein Bild mir im Hirn,
als les ich von Wesen vom fremden Gestirn.
Ich denke an Schwarzwald, an Alpen und Sennen,
wo wackere Leute dem Glücke nach rennen.
Wo sie bald zur Christmess die Choräle singen
zu Zither und Orgel, ich hör’ es schier klingen.
Wo Lehrer und Pfarrer, Messdiener und Laien
die Sünden verschämt dann im Beichtstuhl bereuen.
Wo Kreuze in Schulen und Amtszimmern hängen
und Kinder sich fügsam zum Frühgebet drängen.
Ganz anders ist es doch in den Metropolen
wo sich alle Kinder, was sie wollen, holen.
Wo sie schon seit langem Belehrungen hassen
und sich schon mit dreizehn nichts mehr sagen lassen.
Sei lieb und sei brav und sei nett und verbindlich,
ja, so was verbitten die Kinder sich stündlich.
Für was und für wen denn? So lauten die Fragen.
Du kannst doch, in echt, keine Antwort drauf sagen.
Gedichte? Oh weh, auch kein „Faust“, keine „Glocke“
womit ich sie weg vom Computerspiel locke.
Kein klassischer Satzbau, nur schnurgerad gereimte,
und ganz ohne Schnickschnack, natürliche gekeimte,
und nichts, was mir heut wie ein Dogma hier klingt
und Kindern die Welt nie real näher bringt.
Ich selbst schrieb mit sechzehn, das ist lange her,
die folgenden Verse, das fiel mir nicht schwer:
v „So mancher sonst glückliche Mensch auf der Welt
v verschwendet sein Leben mit Träumen vom Geld.
v Er hat gute Arbeit, verdient auch nicht schlecht,
v doch leider ist ihm dieses alles nicht recht.
v Er schuftet und wühlt und er trachtet danach
v noch mehr zu verdienen, und gäbe es Krach.
v Am Ende bleibt weiter nichts übrig als ein
v vom Geizen und Wühlen verwüstetes Schwein.“
Verzeiht, ich vermute, dass solche Personen
genauso in Schwarzwald und Alpen heut wohnen.
Das ist es, was mich mit der Welt konfrontiert,
das hab ich schon in meiner Jugend kapiert.
Drum seid mir nicht böse, ich find es nicht störend,
was Kinder oft sagen. Für mich ist’s empörend,
wenn Menschen auch heut’ noch, mit Heiligenschein,
nur gieren und geizen. Wie damals mein „Schwein.“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.12.2009.
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