Manuela Predan
Das Banner Roms
Gaius Julius pflegte nach dem ausgiebigen Abendmahl in seinen Gärten zu spazieren, wobei ihm das Denken, aufgrund der übermäßigen Fleischgenüsse, sehr schwer fiel. Seine zweite Frau, gebildet und aus hochgestellter Familie, kam des öfteren hinzu um ihn gedanklich zu begleiten - und vorallem ihn zu beraten, was sich oft zu aller Vorteil entwickelte.
„Rom nutzt der Welt!“ rezitierte Cäsar als Vision. Seine Gattin lachte drüber:
„Wie vertrittst du deine Absicht deinem trägen Volk genüber?
Es lebt schon länger üppig dösend, spöttelnd und recht unvermessen,
kein Soldat will weiterkämpfen – Rom hat die Mission vergessen…“
„Du hast recht. Ich hab vernommen, nichts tut Not das Schwert zu kreuzen,
eher will die schiefste Nase sich in feinstes Webzeug schnäuzen.
Rom soll West und Ost sich dehnen, mittelmeerweit aufwärtsstreben.
Jeder soll mit Römer-Kunstwerk und durch Römer-Handwerk leben!“
„Gut so, Cäsar, doch bedenke – selbst die Götter wir uns raubten
schon von jenen alten Griechen, als wir selbst an gar nichts glaubten.
Sollen die Völker Sehnsucht haben, die sie bringt zum Handeltreiben,
musst du das Ziel strategisch formen, damit sie nicht zu Hause bleiben.“
„So soll edleres Gewebe, ausgebreitet über Zonen,
zeugen Macht im fernsten Winkel aller Barbarei-Regionen.
Innerhalb von dreier Jahre soll man Rom im Banner sehen -
in Karthago und Britannia, sowie Syria soll es wehen!“
Cäsars Gattin applaudierte – Julius war entflammt, entfesselt -
und er sah vor sich im Geiste alle Städte eingekesselt.
„Herrlich, Cäsar, welch Gedanke – jetzt kann ich das Ziel erfassen.
Doch die Strategie dahinter, sollte möglichst dazu passen!“
„Soll Rom Elefanten züchten? Doch die Tiere dann zu zähmen
würde ob der Dimensionen unser Heer Jahrzehnte lähmen…
Rom hat Werften – jenseits, diesseits, gross gebaut derartig viele -
Schiffebauer gäb’s genügend und für Flotten Anlaufziele.
Und des weiteren wär möglich Rom als Bräutigam zu nennen –
man müßte nur… als Rom, versteht sich!… viele Nachbarinnen kennen…“
„Punktum, Julius!“ rief die Gattin. “Schieß nicht übers Ziel hinaus.
Maßnahmen, Cäsar, lege fest - der Bote harrt im Stiegenhaus!“
„Audite: fällt Holz um Schiffe zu gestalten, die Seiler zieht heran,
schnitzt Ruder, näht die Tücher und bildet Mann um Mann,
Proviant fasst aus den Städten – das Maß zählt der Präfekt.
Dann füllt den Wein in Fässer, der Rom am besten schmeckt …“
Während der Bote enteilte um den Schreiber zu holen, bemerkte Cäsar zu seiner Frau, wie aufregend er diesen Abendspaziergang mit ihr befunden hatte und bedankte sich für ihre kluge Unterhaltung. Einzig mit einem geheimnisvollen Lächeln zog sie sich zurück. Seit damals grübelte Gaius Julius oft darüber, ob die erste Begegnung mit seiner Frau, die damals zu einer zufriedenen Heirat führte, tatsächlich nur durch den Willen der Götter herbeigeführt wurde - oder nicht vielleicht doch… durch etwas Stärkeres.
Idee zum Inhalt: Manfred Zottl (Qualitäts-u. Risikomanagement, Wien)
erzählt: Mela Predan
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.12.2009.
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