Günther Würdemann
Einem lieben Freund zum Geburtstag
Kaum geladen, ging es los.
Mensch, was schenken wir denn bloß?
Etwas sehr Vertrauliches?
Eher was Erbauliches?
Oder leicht Verdauliches?
Oder was Beschauliches?
Etwas Kleines oder Großes?
Fest Verpacktes oder Loses?
Etwas Rundes mit ´ner Ecke?
Zwei gebrauchte Tischgedecke,
knallig bunte Pflanzgestecke,
Blumen für die Fensterbank,
Auslegware für den Schrank.
Zwei zerfranste Rotweinfässer,
abgeleckte Käsemesser?
Dazu ein-/ zwei Flaschen Wein,
aber trocken muss er sein.
Ein Pfund Kaffee – hier und jetzt-
25 Kaffeepads.
Eine Bratwurst – heiß vom Rost,
eine lahme Schneckenpost.
Eine Standuhr, die nicht geht,
einen Ständer, der nicht steht,
einen Läufer, der nicht läuft,
einen Haufen gut gehäuft,
eine Tüte Haifischsuppe,
eine echte Sternenschnuppe,
eine sexy Barbiepuppe?
Eine Packung Schweineschmalz
oder Pillen für den Hals ?
Einen geilen Ausziehtisch,
eine Packung Tiefkühlfisch?
Eine Tonne Südseesand?
´nen Bikini für den Strand?
Creme gegen Sonnenbrand?
Schenken wir zu seinem Glücke
ihm Designer - Kleidungsstücke?
Etwas drüber oder drunter,
eher uni oder bunter?
Oder hätte er doch lieber
Nichts für drunter- mehr für drüber?
Eine Kiste Flaschenpfand,
die schon lang im Weg uns stand,
eine Uhr, die nicht mehr lief,
trotzdem noch dekorativ,
eine Kugelschreibermine,
eine alte Nähmaschine,
wunderschönes Exemplar,
aufgetaucht nach siebzig Jahr´,
weil sie mal versenkbar war.
Eine woll´ne Unterhose
gold bestickt mit einer Rose,
eine Wohltat für die Därme,
dass sie unten rum ihn wärme,
die es, obwohl sehr beliebt,
nur im Herbst zu kaufen gibt,
eine Ladung Rinderdung
für den richt´gen Altersschwung,
´nen verbogenen Gummihammer,
Lampen für ´ne Dunkelkammer,
ein Paket Kartoffelbrei?
Doch so recht war nichts dabei.
So ging´s Tage hin und her,
und das Suchen war echt schwer,
was denn nun das Richtige wär´.
Endlich fiel es uns dann ein:
Mensch, das könnt´ die Lösung sein.
Mag er´s leise oder schrill?
Karten für ein Musical?
Hat er salzige Gelüste?
Einen Tag zur Nordseeküste?
Was er nimmt, ist uns egal:
Er hat jetzt die Qual der Wahl.
So – hier endet nun der Vortrag:
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Vorheriger TitelNächster TitelAllmählich kommt man in die Jahre. Mein Gedicht "Was schenken wir der Alten zum Geburtstag" war für eine Sechzigjährige geschrieben, mein Gedicht für den lieben Freund habe ich einem Siebzigjährigen gewidmet.Dass sich beide Gedichte ähneln, ist darin begründet, dass mir in meinem Alter auch nicht dauernd etwas völlig Neues einfällt. Es soll ja Menschen geben, die halb so alt sind wie ich und denen in jungen Jahren schon nichts Neues mehr einfällt. Also nichts für ungut oder so...Günther Würdemann, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.01.2010.
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