Berni Kestoi

Armreichbetucht

 

Mann, bin ich arm!

Ich bin so arm, dass mich selbst die Kirchenmäuse auslachen, wenn sie mich sehen!

 

Mann, bin ich reich!

Meine Heimatstadt finanziere ich aus privater Hand, sie gehört mir!

 

Mann, bin ich arm!

Ich kann mir noch nicht mal Schlittschuhe leisten. Immer, wenn ich aufs Eis gehe, schmiere ich mir Seife unter die Schuhsohlen, damit ich ein wenig gleiten kann!

 

Mann, bin ich reich!

Andere Leute sammeln Briefmarken, Tassen, Kissen, Puppen, Aufkleber und derlei anderen Blödsinn – ich hingegen sammele Kreditkarten und Eissporthallen!

 

Mann, bin ich arm!

Wenn mir mal ein Bettler auf der Straße begegnet, steckt der mir noch was von seinen Almosen zu!

 

Mann, bin ich reich!

Neulich hab ich mir wieder mal ein Land in Afrika gekauft, ein echtes Schnäppchen!

 

Mann, bin ich arm!

Gegen meine Klamotten sind die von KIK Designerfummel und die von C&A hochwertige Markenartikel!

 

Mann, bin ich reich!

Meine Freundin kriegt jedes Jahr zu Weihnachten ein paar neue Wohnblöcke für ihre Plattenbausammlung!

 

Mann, bin ich arm!

Ich geh nicht bei Aldi einkaufen, sondern von Biotonne zu Biotonne!

 

Mann, bin ich reich!

Ich habe keinen eigenen Pool, dafür aber eine eigene Lagune!

 

Mann, bin ich arm!

Wenn in unserer Kirche die Kollekte rumgeht, sammeln die nicht für die Weltkinderhilfe oder Misereor, sondern für mich!

 

Mann, bin ich reich!

Ich fahre keinen Rolls Royce, mir gehört Rolls Royce!

 

Mann, bin ich arm!

Selbst Flöhe, Fliegen, Kakerlaken belästigen mich nicht und wollen aus lauter Scham nicht mit mir gesehen werden!

 

Mann, bin ich reich!

Die Straße, in der ich residiere, besteht aus mehreren Geldsilos!

 

Mann, bin ich arm!

Die Leute halten meinen Schorf nicht selten für Ganzkörperschmuck!

 

Mann, bin ich reich!

Mein ganzer Keller steht voll mit Weinen aus dem 17. Jahrhundert!

 

Mann, bin ich arm!

Viele Leute bieten mir ihre Abstellkammer (2qm) in der 49qm-Wohnung als Schlafplatz an!

 

Mann, bin ich reich!

Ich hab meine eigene Lotterie!

 

Mann, bin ich arm!

Ich koch mir meinen Tee selbst – aus ausgelatschten Schweißsocken!

 

Mann, bin ich reich!

Ich kann mir sogar den Goldenen Schuss geben!

 

Mann, bin ich arm!

Der Hartz-IV-Regelsatz ist für mich unermesslicher Reichtum!

 

Copyright von Bkestoi auf ewig, 2008, überarbeitet 2010

Eine mehr oder weniger witzige, lustig gemeinte Gegenüberstellung krasser Gegensätze zwischen Armen und Reichen, armen Schluckern, Habenichtsen und Wohlbetuchten, Wohlhabenden, Extremstreichen.

Das Phänomen, das immer wieder beklagt wird und das auch tatsächlich existent ist und sich auszuweiten beginnt, die Schere zwischen Arm und Reich, auseinanderklaffend, wird hier vorsichtig thematisiert, indirekt und zu ungenau, um wirklich harsche Kritik sein zu können. Eine Art Leisetreter-Kritik an dieser Sache, die eher unterhalten soll als politisch oder sozialdemokratisch angehaucht zu sein. Obwohl ich schon ein ziemlich Linker bin, ein Befürworter des Sozialen.
Berni Kestoi, Anmerkung zum Gedicht

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.01.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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