Gesine Schuler

Die Anhalterin

 

Die Anhalterin

Ein junges, hübsches Mädchen stand am Straßenrand,
den Daumen nach oben gestreckt von einer Hand.

Sie hat verpasst den letzten Bus,
jetzt irgendwie nach Hause kommen muss.

So versucht sie als Anhalterin ihr Glück,
zum laufen wäre es ein ziemlich weites Stück.

Viele Autos fahren an ihr vorbei,
den meisten ist sie einerlei.

Nun fängt es auch noch zu regnen an,
sie hat keine Möglichkeit, dass sie sich unterstellen kann.

Im Nu ist sie klitschenass,
hier zu warten ist wirklich kein Spaß.

Sie beginnt zu vergessen, die Gefahren,
möcht nicht laufen, will die Zeit sic h sparen.

Sie hofft, das nächst beste Auto hält jetzt an,
und endlich fährt auch einer ran.

Ein etwas ruppig aussehender, bärtiger Mann lehnt sich aus dem Fenster,
sie wittert einen Hauch von Gefahr, doch sagt sich, du sieht doch nur Gespenster.

Sie will nur endlich in ihr trautes Heim,
schaut sic h den Fahrer nicht genauer an im trüben Schein.

Sie nennt ihm den Ort, wo hin sie will,
er lacht freundlich und sagt, steig ein, das ist auch mein Ziel.

Ohne lang zu überlegen, steigt sie ein,
will endlich nur im Trockenen sein.

Der Mann plaudert freundlich mit ihr,
verspricht, ich bring dich bis zur Tür.

Sie fühlt sich nun richtig gut,
denkt sich, als Anhalter braucht man doc h gar nicht so viel Mut.

Plötzlich schiebt sich seine Hand auf ihre feuchte Hose,
fragt schein heilig, reichst mir aus dem Handschuhfac h mal die Coladose?

Sie versucht seine Hand los zu werden,
er lacht und meint, nur mal ruhig mit den jungen Pferden.

Ein mulmiges Gefühl beschleicht sie nun,
weiß nicht recht, was soll sie jetzt tun.

Als er in einen Waldweg abbiegt,
sie kriegt Angst und Panik schiebt. 

Sie ruft, he wo fahren sie denn hin?
Er lacht nur böse und meint, schreien hat jetzt keinen Sinn.

Fährt nur noch tiefer in den Wald,
streicht über ihre Beine und meint, dir ist doch kalt.

Sie versucht, seine gierigen Hände weg zu schieben,
doch er grinst und sagt, ich werde dic h jetzt lieben.

Macht den Motor aus und verriegelt die Tür,
so mein Mädchen, du gehörst jetzt mir.

Sie wehrt sich mit aller Macht gegen seinen Kuss,
hat Angst vor dem, was sie jetzt erleiden muss.

Seine Hände, sein Mund sind überall,
als sie schreit, versetzt er ihr eine Ohrfeige mit lautem Knall.

Sie spürt, dass sie keine Chance gegen ihn hat,
ihre Kräfte lassen nach, sie macht langsam schlapp.

Längst hat er ihr die Klamotten vom Leib gerissen,
sie bemerkt nur nebenbei, dass die Sitze vom Auto sind recht verschlissen.

Sie schließt die Augen und hofft nur, es ist bald vorbei,
sie will nur lebend hier raus, alles andre ist ihr einerlei.

Sie betet um ihr Leben, spürt dumpf die Schmerzen,
die Todesangst kriecht ihr bis zum Herzen.

Sie hofft, dass er bald fertig ist,
will zu ihrer Mama, die sie jetzt so vermisst. 

Sie fleht ihn an, sie laufen zu lassen,
er sagt, das geht nicht, du würdest mir ja eine Anzeige verpassen.

Sie schwört Stein und Bein,
das mach ich sicher nicht, nein, nein.

Doc h er ist wie wahnsinnig jetzt zum letzten Schritt entsc hlossen,
zieht plötzlich eine Pistole und hat das arme Mädchen erschossen.

Wirft die Leiche vom Auto in den Wald hinaus,
ist zufrieden und empfindet keinen Graus. 

Fährt zurück zur Hauptstrasse als wäre nichts geschehen,
und niemand hat die schlimme Tat gesehen.

Das junge Mädchen wollt doch nur nach Hause nicht laufen,
doch vergesst nie, ein neues Leben kann sich niemand kaufen.

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.02.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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