Berni Kestoi
Imbiss-Impressionen
Immer wenn ich dich aufsuch',
fühl ich mich supercool,
Alles Weltliche ist von hier aus – weit entrückt,
Ich mag den Gestank hier,
den von all dem Bratfett,
So als ob die Pommes-Portion allen Ernstes 3,50 € wert wär!,
Es ist 'n schöner Ort, 'n richtig nobles Etablissement,
man fühlt sich wohl,
schiebt den Fast-Fraß gern ins Maul,
Ich habe Rosen mit,
weiß, dass du sie magst,
denn deine Trockenblumengestecke sind schon – arg betagt,
Mit Plaque und Bratfett überzogen,
verwittert, zerknittert,
und verbogen,
das ist kein Zustand, in dem sie gut aussehen,
Und so les ich dir vor wie immer,
aus Axel Springers bestem Käseblatt,
aus der BILD, weil die viel BILDung innehat,
Ich spür die Lettern und dein Ohr,
das sich so ölig an mich schmiegt,
wenn ich vorles', dass es ja alles mitkriegt,
Dass es was mitkriegt, "es herrscht wieder Krieg",
Ich soll dich grüßen – von dem Toni... äh Tanri,
er denkt sehr gern und oft,
zurück an dich!,
Doch dein Frittierfett, er meint, es wäre alt,
Wird vielleicht Zeit, dass du es – mal wieder wechselst,
Und ich seh diesen Grillrost,
der strotzt ja gar so sehr vor Rost,
Das ist sehr unfamos,
da ist der Genuss nicht mehr so groß!,
Trotzdem hau ich gern rein wie immer,
mein schönes T-Knochen-Steak,
und ich muss sagen, du überwürzt es sehr geschickt,
Du bist der beste Imbiss-Mann,
den auf dieser Welt ich vorstellen kann,
im malerischen Reken, wo die Sonne rückwärts scheint,
Du bist unser Jupp,
nicht der Platten-Jupp!
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they always called the "Jupp",
and it wasn't the ruin but even the joy of many of gentle guys (and girls) - and never ever was the Platten-Jupp, that was an other Jupp at the opposite side of the river.
Bei diesem Jupp gingen wir, während einer langen Ausbildungszeit, gern mal essen, der de Rüschjée, der Tanri (eigentlich Tanriverdi), der gern mal mit Toni, dem Narbengesicht (Scarface) verwechselt wurde, da er so ein verdammt harter Knochen war - und all die anderen, Pierre, Steffi, alle. Nicht immer schien alles nach den hygienischen Standards zuzugehen wie sie selbstverständlich für die gehobene Gastronomie sind. Dennoch: In der Fastfood alias Schnell- oder Fast-Fraß-Gastronomie, der Imbiss-Gastronomie können solche absoluten Standards gar nicht unbedingt erfüllt werden. So war das Bratfett mit Sicherheit manchmal etwas sehr häufig verwendet. Aber das tat dem Genuss keinen Abbruch. So war der Jupp ein wunderbarer Geheimtipp unter allen jungen Leuten dort, ein beliebter Treffpunkt für alle. Man saß gemütlich beisammen, trank teuren Chardonnay oder Chateau Brillant oder auch alkoholfreie Bio-Cola, ab und zu einen edlen Fanta 1999er - und stieß an auf alte Zeiten (die 90er, die damals noch gar nicht soo lange um waren, 2005-2008) - und unterhielt sich, scherzte über all die Dinge des Lebens.
Somit ist dieses Lied auch ein kleines Loblied an die großartige Imbiss-Gastronomie, die Philosophie eines ausgeprägten Imbiss-Fan-Lebens, eines eigenen Lebensgefühles unserer fastfood-affinen Generation.
Ein Denkmal auch - gesetzt unserem allseits geschätzten Jupp!
Den kleinen Ort Reken und seinen Ortsteil MV (neben Großreken, Bahnhof Reken und Kleinreken) gibt es übrigens wirklich, er liegt in tiefgrünen Gefilden des Münsterlandes. Sonstige Daten sind immer noch streng geheim. Berni Kestoi, Anmerkung zum Gedicht
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.02.2010.
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