Die Femeiche

DIE HOHEN HERREN SCHAUEN

VOLL HOHN DEM DIEB ENTGEGEN

“DA HÄNGST DU NUN, DU ARMER WICHT,

WIR SIND EIN EHRLICHES GERICHT

GAR JEDER, DER IM BÖSEN STRAUCHELT,

DEM WIRD DAS LEBEN AUSGEHAUCHELT.

AM END´ER HIER AM BAUME HÄNGT!”

DIE MENGE SCHREIT, DER PÖBEL DRÄNGT

SICH IN DIE ERSTE REIHE

DEN SCHÖNEN BAUM MAN NUN BEFREIE

VON DIESER BÖSEN DIEBESLAST

ALSDANN MAN IHN BEIM SCHOPFE FAST

UND SCHNEIDET AB IHN BEI DER KEHLE

AUF DAS IHM JETZT SEIN KÖRPER FEHLE

DER STÜRZT MIT PLUMPEN LAUT ZU BODEN

DIE SEELE WIRD DER TEUFEL HOLEN

DIE MENGE GRÖLT UND JUBELT

EIN MÖRDER NUN ZUM BAUME TRUDELT

ER WINSELT WIE EIN HUND UM GNADE

DAS VOLKE SEINER NOT SICH LABE

UND EH DER MÖRDER SICH VERSIEHT

DER HENKER IHM MIT SAUB´REN HIEB

DEN KOPFE DANN VOM KÖRPER TRENNT

DAS TEUFEL WEIT´RE SEELE SEIN EIGEN NENNT

SO WIRD DER SCHÖNE TAG SICH NEIGEN

DES VOLKES LUST SICH SONNT IM REIGEN

SIE HABEN UNTER BEIFALLS LUST

MAL WIEDER ETWAS BESSER G´WUSST:

ES LOHNT SICH NIMMERMALS IM LEBEN

NACH AND´REN LEUTEN´S HABE STREBEN

DER TEUFEL HOLT DAS BÖSE EIN

BEMÄCHTIGT SICH GERN DES GEBEIN´

DAS STEHT DANN SCHON ZU LEBENSZEIT

ZUR EINVERLEIBUNG IHM BEREIT

ER FREUT SICH LÜSTERND JEDER SEELE

DER GOTTESGLAUB´UND LIEBE FEHLE

ER SCHMORRT DANN IN DER HÖLLENGLUT

UND NIEMANDEN DAS GUT DANN TUT

UND, FRAG´DICH, OB DES PÖBELS SPASS

DER AN HENKERS MAHLE SATT SICH FRAß

UND SICH ALLEIN ZUM ZEITVERGNÜGEN

AN AND´REN NOT LABT, SELBST BETRÜGEN

SICH, UM DIE EIG´NE EHRLICHKEIT

DENN, EIG´NE SCHULD IST GAR NICHT WEIT

UND LIEGT DIR AUCH ZU DEINEN FÜSSEN

MAG JEDER SICH MAL SELBST BEGRÜßEN

JEDWEDER DER SICH LABT AUF DAUER

DEM LIEGT DER TEUFEL AUF DER LAUER...

© Petra Grunden-Böing