Jürgen Berndt-Lüders

Strohfeuer








Ostersamstag neunzehn Uhr.
Kim hat Angst um die Frisur,
morgen kommen alle Leute.
Eltern, Tanten, und die Meute
Nichten, Neffen, Kinder halt.

 

Doch nun steht sie nah am Wald.

Osterfeuer will sie sehen

und dann brav nach Hause gehen

und den Tag der Festlichkeiten

noch heut Abend vorbereiten.

 

Der Verein, der in der Nacht

diesen Feuerplatz bewacht,

hat am Feldweg, ganz am Rand

eine Leine aufgespannt.

An der Leine steht die Kim,

denkt, es wird doch wohl nicht schlimm

mit der Hitze und dem Rauch.

...Aber sehen will sie auch.

 

Dicht an dicht stehen die Leute,

wollen ihre Freude heute,

warten auf die Feuerwehr.

Doch das stört die Kim nicht sehr,

denn sie weiß noch nichts von Fred,

der der Kim am nächsten steht.

 

Kurz danach, die Feuerwehr

bringt jetzt Brandbeschleuniger

und entflammt die ganze Pracht.

Helligkeit kommt in die Nacht

wo sie auch den Fred erhellt,

der ein Osterei abpellt.

und es – ganz der Welt entrückt -

Gegen ihre Pfoten drückt.

 

Weich fühlt sich das Ganze an.

Nach Natur, etwa nach Mann.

Kim erschrickt und schnellt zurück.

Fred bemerkt das ganz entzückt.

 

„Haben Sie“, fragt Kim spontan

„Schlimmes grad bei mir getan?“

Nichts war schlimm, was Fred beweist

als er in das Eiweiß beißt.

 

Und er lacht und mampft und hustet,

Kim begreift, lacht auch und prustet.

Will mit Fred gern Blicke tauschen

etwas seinen Worten lauschen.

 

„Es war schön, sie zu berühren“,

sagt der Fred. „Ich würd gern spüren

wie sich ihre Haut anfühlt.

Sicherlich nicht unterkühlt.“

 

Kim legt ihre Hand in seine,

Fred fällt fast gegen die Leine,

weil es der Natur gelingt

dass ein Feuer überspringt.

Während man noch Blicke tauscht

es in beiden Köpfen rauscht.

 

Haut an Haut und Blick im Blick

können sie fast nicht zurück

Sie sind wie hypnotisiert.

Wobei Kim ganz schnell kapiert

dass so tolle Glücksmomente

selten sind. Wohl bis zur Rente.

 

Weil man sowas nutzen muss

spitzt sie ihren Mund zum Kuss.

 

Fred  weist mit ‚ner Kopfbewegung

und mit deutlicher Erregung

hinaus in die Dunkelheit.

Und Kim weiß sofort Bescheid.

Fühlt sich plötzlich wieder jung,

denkt an einen Seitensprung.

 

Kim erliegt grad seinem Charme,

da zupft jemand Fred am Arm.

Eine kindliche Gestalt

kam aus jenem dunklen Wald

der den Feuerplatz umsäumt

und wovon die Kim geträumt

dass sie mit Fred Liebe macht,

auf dem Moos in dunkler Nacht.

 

„Onkel Fred, jetzt hab ich dich.

Suchen ist ja fürchterlich

in grellroten Feuerschein.

Bitte lass mich nicht allein.

Ständig greifen Jungs nach mir,

manchmal sind es drei bis vier.“

 

Kim atmet erleichtert auf.

Eben noch nahm sie in Kauf

dass sie irgendwo im Wald

blitzschnell in den Fred verknallt

sich von ihm verführen lässt.

 

Doch zu Hause ist ihr Nest

angereichert mit der Wärme

der Familie. Im Gedärme

bleibt nur das Gefühl zum Glück:

 

MÄDEL, HALTE DICH ZURÜCK.

 

Der Wahn wär kurz, die Reu’ wär lang.

Nun ist’s zuende. Gottseidank.

 

Und die Moral von der Geschicht:

romantisch ist’s im Feuerlicht.

Ob Lagerfeuer, Kerzenschein,

ob Osterfeuer, ganz gemein

ist es, wenn die Chemie sich bindet,

romantisch Herz zum Herzen findet.

Eins stimmt genau: Mit CO²

ist die Gefahr längst nicht vorbei.

 

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