Jürgen Berndt-Lüders
Der Zölibat
Wer kennt schon der Wahrheiten wirkliches Sein?
wer baut nicht auf menschliches Denken?
Verführt durch Doktrinen betrügender Schein
nicht alles, ins Abseits zu lenken?
So gab es sich, dass anno vierzehnnullzwo,
im Wald des entvölkerten Landes,
ein Bauerndorf lag, oder sonst irgendwo,
bar jeglichen Männerbestandes.
Der schreckliche Krieg hatte alles, was Mann,
verschleppt und verkauft und getötet.
Und jeder, der einer ein Kind zeugen kann,
den hat man wie Unkraut gejätet.
Die Frauen, wohl dreißig und mehr an der Zahl,
entbehrten der männlichen Stärke,
und Acker und Vieh und das Haus allemal
gehörten zu ihrem Gewerke.
Nur eine, die schönste der Frauen im Land,
ward schwanger und rundlich am Leibe.
Der Vater, er war niemand wirklich bekannt,
und Neid spross in jeglichem Weibe.
Man rief nach der Heiligen Inquisition.
Sie sei mit dem Teufel im Bunde.
Von heimlichen Boten erfuhr sie davon.
Entzog sich zur selbigen Stunde.
Im finsteren Wald zwischen Bachbett und Baum,
da lag ihre künftige Bleibe.
Die Frau, die da hatte der Güter wohl kaum,
trug nichts als ihr Kindchen im Leibe.
Schon bald kam der Vater, ein Mönch der Abtei,
er küsste das Weib voller Liebe.
„Ich wünschte, ich wäre als Mann für euch frei,
so dass ich bei euch immer bliebe.
Doch bin ich nun Mönch und nicht Vater und Mann,
und bleibe im Kloster für immer.“
Das Kind starb, weil er niemals Vater sein kann,
Und niemand hört beider Gewimmer...
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Das Thema lag mir am Herzen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.04.2010.
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