In den Abend...

Ein prachtvoller Tag.
Endlich Sommer...!
Und ein Himmel.
So blau.
Wie das ganze Jahr noch nicht...!
Es liegt ein Leuchten in diesem Tag.
Unwiderstehlich.
Ein dunkler Vogel.
Er fliegt auf die hohe Fichte.
Schüttelt sich die Flügel.
Und ist schon verschwunden.
Im Geäst.
Bis er wieder auftaucht.
Unvermittelt.
Und seine Schwingen ausbreitet...
Es ist eine Lust zu leben.
Heute.
Intensiv.
Und voller Kraft...
Das Gras in der Wiese.
Hoch ist es geworden.
Sehr hoch.
Ich blicke einem Falter nach.
Fast sehnsüchtig.
Der über den Gräsern flattert.
Mal hoch.
Mal tief.
Filigran und verletzbar.
Aber voller Leben...

Der Tag neigt sich.
Auch wenn man es nicht wahrhaben will.
Eine leise Schwermut.
Sie hat mich gepackt.
Der Tag.
So freudvoll.
Ein Ereignis.
Nach all dem Regen und Wind.
Er vermag es nicht zu verhindern.
Eine Melancholie.
Hat nach mir gegriffen.
Die Schatten.
Sie werden immer länger.
Und ich denke an den Tod.
Der nach uns allen greift.
Einer nach dem anderen.
Muss gehen.
Wird dahin gerafft.
Keinem.
Bleibt dieser Gang erspart...
Keiner.
Will es wahr haben.
Das Leben.
Ist der Tod...

Ein Käfer.
Er krabbelt auf der Fensterscheibe.
Er.
Denkt nicht nach darüber.
Was das Leben bringt.
Wann es aus ist.
Das kümmert ihn nicht.
Er lebt.
Er lebt einfach...
Sollten wir das auch tun?
Einfach leben...
Um des Lebens Willen?
Es macht wohl den Menschen aus.
Das er hinterfragt.
Dass er sucht.
Und doch nicht fündig wird.
Der Käfer.
Er krabbelt weiter.
Und breitet seine Flügel aus.
Schließlich.
Fliegt er durch das gekippt Fenster.
In den Abend.
Tollkühn.
Ohne zu überlegen.
Was ihn da erwartet.
Die Schatten.
Sie fallen noch länger.
Die Sonne.
Sie steht schon tief.
Das Leben ist der Tod.
Fraglos.
Aber der Tod ist auch das Leben...

Vivienne

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