Thomas Kreuter

Zurueck

Von der See heran der Abend langsam graut,
die Abendsonne nochmals zu der Brandung schaut,
am Himmel in dem Dunst die Möve schreit,
über Meer und Strand die stille Ewigkeit.

Am wüsten Ufer unterdessen,
die Haare feucht vom Wellenhauch,
hat ein alter Mann gesessen,
der mit einem Sprung stand auf.

Der Alte ließ den Blick weit schweifen,
hob zornig hoch die feste Faust,
drohend zu den grauen Wolkenstreifen,
und tief aus ihm spricht es heraus.

Drohend klingen seine Worte,
gegen alle Macht der weiten See,
wie ein Redner vor dem Pulte,
gegen´ s  gewaltige Stimmenmeer.

Langsam setzt er sich hernieder,
schließt dann beide Augenlieder.
Was mag ihm in dem Hirne rinnen,
tief in seinen innern Sinnen.

Was sieht er außer fernem Meer,
der Brandung und dem Wellenschlag,
auf dem Platz wo er jetzt sitzen mag,
auf kühlem feuchten Stein.

Er träumt von einer andern See,
die er selbst als Sturm durchfegt,
welches er wohl selbst bewegt.
- Das wilde Meer Paris. -

Er sieht sie Straßen, Plätze, Gassen,
es brandet gleich der Ebbe und der Flut,
es wogen dort der Gallier Menschenmassen,
der Boden rot gefärbt vom Blut.

Die Pieken und die Säbel glitzern,
auf schwarzem Haar die roten Mützen,
Trommelschlag, Musketen blitzen,
Trompetenschall und Fackelbrand.

Die Glocken dröhnen von den Türmen,
das Volk dringt vor mit Wutgeschrei,
es ist der Sturm auf die Bastille,
des Marsfelds große Metzelei!

Das ist die Woge die es gilt zu wecken,
donnernd , blitzend, brich sie los,
in den Kneipen, in den Ecken,
auf den Märketen, furios.

Das ist´s warum er hob die zornig Faust,
die Woge gilt es zu erwecken,
Die Flut auf die wohl seine kecken
Sturmesvögel zogen aus.

Das Haupt, das lang in vielen Kellern ruhen musste,
ruht aus am Meeresstrande nun!
Geschmäht, verkannt, verfolgt, geflüchtet.
Jetzt ist es vorüber, er hat verzichtet.

Er wählte frei des Elends bittres Brot!
- Schickt sich an in See zu stechen -
Mag auch sein Herz in andren Landen brechen,
gleichwert – dort liegt das Boot!

Er springt hinein: - Kapitän so, hisst die Segel! -
Schon schwebt der Anker sacht empor.
Ein einzig Blick noch nach der Küste.
Ach, was geht in ihm auf einmal vor?

Er weint und winkt zum Strande,
Bedrückt ruft er: - Zurück! Zurück zum Lande! -
Wird die Mutter auch verlassen vom geliebten Sohn?
Geschehe doch was will! Gott der wird es richten.

Er wirft sich nieder auf den Strand,
Er küßt den Sand: - Ach so nimm mich wieder!
Nimm mich, o heilig´ Land -
nimm mich in den Arm, oh Revolution.

Und nun den Feind auf seinen Fersen,
gebeugt geht er auf Wald- und Wiesensteg.
Allzeit spürt er das Schwert an seinem blankem Herzen,
Zurück, zurück den langen Weg!

Im Kornfeld muß er sich verstecken,
verkriechen hinter manchen Hecken,
bis die Zeit gereift für ihn trotz allem Bann,
in das Meer Paris erneut sich stürzen kann.

Was wird das Volk ihm tosen? –
Alle haben's lange ja gewußt!
Wir hörten lang von seinen Losen –
Zuerst am zehnten des August!

Erst den Konvent, hernach der große Schrecken!
Es folgt der Kopf ins blutig´ Becken.
O armes Haupt, ach schuldiger Kapet!
Die Girondins auf blinkendem Schafotte.

Das scharfe Messer der Charlotte -
Ach so muß es leider werden,
Da, so seht ihm nach!
Er will - er muß - er geht!

© Thomas Kreuter

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