Inge Offermann

Lindenduft birgt Sehnsucht

Ein trauriges Lied
erzählt von einer
Melodie im Winter.
Auch mein Herz
sang dir ein Winterlied
der Liebe, denn damals
blühtest du, meine
Wintersonnenblume.

Nun sitze ich unter
Sommerbäumen
und höre das
traurige Lied
von Winterflocken
unter fremden
Zuschauern.
Blau lächelt
der Junihimmel,
mir fehlt dein blaues
Augenlächeln.
Es schwand mit dir.
Golden und dunkel
tanzen Lichter
und Schatten
auf Flusswellen.
Linden duften
honigsüß aus
gelbgrünen Blüten,
doch für mich
birgt ihr Duft
bittere Sehnsucht.

Wie oft hast du
deine Träume
in die Sterne
des Pfennigkrautes
und in die grünen
Schatten des Efeus
gewoben, wenn du
am Fluss gingst.
Meine lasse ich
in den violetten
Blütenflügeln
der Zaunwicke
zurück. Vielleicht
findest du sie,
falls du einmal
wieder diesen Weg
beschreitest.

Oder hast du die Stadt
der Rosenranken
am Silberbrunnen
für immer verlassen?
Ich stehe am Fluss
und sehe vom Wind
verstreute Rosenblätter
auf Wasserhahnenfuß,
ein bunter Teppich,
der sich sachte
mit der Strömung
hin und her bewegt.

Die Sonne taucht
bunte Häuser
in warmes Licht.
Abendläuten
vom Kirchturm
hallt herüber.
Im Festzelt spielt
die Sonntagsmusik.
Nirgends entdecke
ich dich unter
den Menschen.
Ich glaube, du hast
die Koffer gepackt
und bist fortgereist
aus deiner Idylle.

Noch ein Abendspaziergang
zur alten Mühle
und zum Entensee
Springkraut grüßt
mit rosigem Traum.
Der tiefe Purpur
des Blutweiderichs
verheißt mir einen
traurigen Sommer
ohne dich.
Ich tröste mich
mit dem Anblick
bunter Wiesenblumen
wie fliederfarbenem Lauch
blauem Storchschnabel,
wilder Möhre, Kerzen
des Odermennigs
und dichten Blütentrauben
von Wiesenglockenblumen.

Hier am Stadtrand schäumt
das Flüsschen kräftig,
kühl sammelt sich
der Nachmittag
im Erlenschatten.
Dort weine ich
unbemerkt eine Träne.
An der Kreuzung
des Hohlweges
erblicke ich die Kirche
und Dächer deiner Stadt
im späten Gold
der fortgeschrittenen
Stunde.

Ich bin Wegen gefolgt,
die du auch gingst,
lasse meine Träume
von dir in deiner Stadt zurück
wie du dort deine Vergangenheit,
meine ferne Sommersonnenblume,
die jetzt vermutlich in der Fremde blüht.

© Inge Hornisch

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.08.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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