Luki K
Bahnperron
Ich stehe rauchend am Bahnperron.
Den Kopf voller Gedanken.
Überlegend.
Am Studieren.
Ich nehme einen tiefen Zug.
Der Rauch verflüchtigt sich rasch.
Wird von klarer Novemberluft eingehüllt.
Umschlossen.
Gefangen genommen.
Vermischt sich mit der Reinheit.
Der Unendlichkeit.
Mit der Kälte.
Es ist frischer geworden.
Ein weiterer Zug.
Fünf.
Nur noch knapp fünf Grad.
Bereits Winterschuhe tragend.
Seit gestern.
Gut gewählt.
Sherafine.
Vorgestern.
Die neue Mütze.
Sie wärmt.
Umhüllt mich.
Aus dem Blickwinkel bemerke ich sie.
Langsam.
Sich mir nähernd.
Ruhig, Sherafine.
Ruhig.
Junkiehosen.
Etwa meines Alters.
Mindestens zwei Wollschals.
Wie sie da vor mir steht, überkommt es mich.
Ruhig.
Ihr leerer Blick.
Olivgrüner Pullover.
Rote Socken, in welche sie ihre Hosenenden gesteckt hat.
Orange Schuhe.
Schnürsenkellos.
Ein schwaches Lächeln.
Ich schaue sie nur an.
Wortlos.
Sie kratzt sich mit der rechten Hand am Kopf.
Ihre Frisur ist wild.
Freak.
Leicht den schmalen Mund öffnend.
Ihre Lippen trocken.
Der Kälte wegen.
Mit zwei Fingern deutet sie einen Zigarettenzug.
Sherafine.
Ruhig bleiben.
Nichts Dramatisches.
Nur ein Mensch.
Ich rufe die Zeilen des Herrn Pristoczvo in Erinnerung.
Automatisch.
Und es überrascht mich.
Gut, Sherafine.
Gut.
Nett sein.
Und besonnen.
Pristoczvo erscheint mir.
Mit seiner Hornbrille.
Beachtlich gross.
Bedachtsam weise.
Ruhig bleiben, Sherafine.
Am Bahnperron.
Ein leichter Wind weht.
Eisig.
Sie schmunzelt beständig.
Schüchtern.
Nach Alkohol riechend.
Ihr Blick immer noch glasig.
Irgendwo im Nirgendwo.
Eine weitere Bewegung.
Hebt wiederum ihre beiden Finger.
Kurz.
Wortlos.
Hüstelt hilflos.
Und lächelt schwach.
Ich gebe ihr zwei.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.11.2010.
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