Karl-Heinz Fricke

Im Wehrertüchtigungslager

Ich war gerade sechzehn geworden,
damals neunzehnhundert vierundvierzig.
Des Zweiten Weltkrieges großes Morden
griff nun auch nach jungen Menschen wie mich.

Um kampfkräftige 'Helden' zu züchten,
die nur schossen,und nicht gleich flüchten,
wurden Ausbildungslager errichtet,
zu solchem wurde ich verpflichtet.

Nahe Eystrup im hannoverschen Land,
wo keine Bäume, nur gelber Sand,
fand ich mich damals im Juli ein,
und zog in eine Baracke ein.

Sehr unwürdige, schäbige Butzen
vergass man erst sauber zu putzen.
Mitten in der Nacht, wenn man endlich schlief,
wurden Scharen von Wanzen aktiv.

Mit uns unterernährten Jungen,
wurde dann kräftig umgesprungen.
Während der Hunger uns stetig plagte,
man uns durch Sand und Heide jagte.

Kartoffeln waren die Hauptverpflegung,
und trotz Anstrengung und Bewegung
versagte der Stuhlgang nach drei Tagen,
ungewohnt nur Kartoffeln im Magen.

Der Sanitäter kannte diesen Verdruss,
er sprach, dagegen hilft Rizinus.
Er reichte mir einen Esslöffel voll,
seltsamer Geschmack, schmeckte nicht toll.

Als ich ihn nach einen zweiten gefragt,
da hat der Sani lächelnd gesagt:
"Ich bewundere deinen Heldenmut
und ich hoffe, es bekommt dir gut !"

Seine Worte machten erst später Sinn,
auf dem Weg zum Donnerbalken hin.
In jener Nacht schlief ich nicht wieder ein,
selbst die Wanzen ließen mich allein.

Karl-Heinz Fricke  26.11.2010

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