Wie ein Blatt

Wie ein Blatt
wehte ein Gedanke ein Gefühl
in mein Sein.
Es blieb kurz hängen
und ohne zu wissen, was geschah,
tropfte eine Träne auf meinen Oberschenkel,
denn ich saß am Fluss im Gras.
Da war so eine immense Traurigkeit
in den Farben dieses Blattes,
ein wenig Bitternis im Stängel,
und Sehnsucht in den Äderchen.
Ich hieß es nicht willkommen
und hieß es auch nicht nicht willkommen.
Ich berührte es auch nicht
und hielt es nicht fest.
Ich ließ es einfach wie es war,
im Zimmer meiner Achtsamkeit,
das offene Türen und offene Fenster hatte
und dessen Wände durchscheinend sind,
und auch durchlässig,
wenn ich will.
Dann nahm der Wind das Blatt wieder
in seinen Schoß
und wie in einem Schaukelstuhl
es hin- und herschaukelnd
trug er es fort... höher und höher.
Ich blickte ihm nicht nach
sondern blickte ins Wasser.
Dort sah ich die Wolken
hin- und herschaukeln...



© Ute Abele