Inge Offermann
Letzter Abend
Nacht über Winterhügeln.
Silberflocken tanzen.
Es schien ihr,
als klängen Glocken
aus dunkler Ferne.
Traurig blickte sie
in die Flammen,
Lichtpunkte in den
meergrünen Augen.
Versonnen zog er
an seiner Pfeife,
bis der dämmerige Raum
sich mit Rauch füllte.
Das Feuer prasselte,
während auf dem Herd
der Teekessel sang.
Nichts unterbrach die Stille.
Er meinte sogar, ihr Herz
schlagen zu hören,
ein feines, aufgeregtes Pochen.
Verzauberte Wehmut!
Ahnte sie doch baldigen Abschied.
Der letzte Abend am Kamin.
Daheim würde sie von
ihrem dunklen Zimmer
auf die Straße starren
und die erleuchteten
Fenster fremder Wohnungen,
zurückdenkend an den
kalten Bahnhofsmorgen,
als der Atem gefror
beim letzten Kuss,
bevor er in den Zug
nach Irgendwo stieg …
Nun sitzt sie schon Stunden
in ihrem Zimmer, seufzt still,
während ihre meergrünen Augen
noch immer das Kaminfeuer
des letzten Abends spiegeln.
© Inge Hornisch
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.12.2010.
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