August Sonnenfisch
Das Abenteuer des Hörens
Das Abenteuer des
Hörens
Mir selber einmal lauschen:
Geistgegenwärtig
mit meiner
Seele und
meinem Leib
mir selber lauschen!
Dir lauschen: den
Gesten deines Leibes
und den Gebärden deiner
Worte lauschen. Passagen
deines Weges in
deinen Schuhen wandeln.
*
Doch wie oft hören wir
in der Coolness
und Unrast
unseres Intellekts!
Wie oft haften wir an
den Buchstaben
der Worte! Stutzen wir
Gesagtes zurecht
oder schneiden es ab!
Und wir reden hinweg, wir
bagatellisieren einen
schwergewichtigen Gehalt,
wir zerren
und verzerren!
Oer wir ziehen ins Abwegig-
Komische,
was ein Mensch uns
anvertraut mit
seinen Worten
und dem, was dazwischen.
Auch das Zensieren
wuchert in diesen
Tagen von Kampf und
Konkurrenz:
das Loben und Tadeln vom
hohen Ross
dessen,
der es weiß!
Darüber empört Robert
Gernhardt sich
in diesem Gedicht:
"Lass nicht zu, dass sie dich loben,
Denn wer dich lobt,
darf dich auch tadeln!
Und dann musst du sein Geseires
auch noch durch
Verständnis adeln."
Auch das Gouvernieren grassiert -
wir widersprechen
und moralisieren
bereits im Augenblick
der Geburt
eines Gedankens:
in seinem statu nascendi!
Mit derlei List und Tücke
vertreiben wir Individualisten,
Lichtgestalten,
Empathien
und Emotionen.
Auch nutzen und
benutzen wir
Mitteilungen eines Vis-à-Vis
als ein Sprungbrett
zur Präsentation von Themen, die
die unserigen allein -
oder auch als ein Sprungbrett
allein zum
Schwatzen
und Schwadronieren.
*
Wir haben die Wahl:
Verschließe oder öffne
ich mein Herz?
Interpretiere ich mich und dich
aus dem Lärm
der Prinzipien,
Programme und Paragraphen -
oder empfange ich mich
und dich
aus dem Nichts?
Aus der Stille,
der Göttlichkeit der Stille?
*
Ich bin die Freiheit,
mir und dir
meine
Hinneigung zu
schenken.
Mir und dir mit empathischem
Herzen zu
lauschen.
Ich bin die Potenz, in
der Melodie deiner
Worte
zu sein.
Ich bin die Möglichkeit,
zu schauen, was
deine Augen
mir offenbaren.
Ich bin das Talent,
das Verschämte zu empfangen,
das Fremde,
das Unerwünschte,
das Unheimeliche,
das Verfemte.
Ich bin der Genius,
der dem Bettler begegnet,
dem Verletzten,
dem Schuft
und dem Verräter.
Der Genius, der dem
Vagabunden
die Füße
badet und salbt.
Der Genius, der all die Schmerzen
empfindet,
welche in mir
und dir
wüten, wimmern und weinen!
Und ich bin die Liebe,
mich zu freuen,
wenn das Gelächter deiner Freude
dich lacht!
Das Gelächter
deiner elysischen Freude!
*
Doch wenn du quasselst,
dich aufdonnerst
und inszenierst, was
du nicht bist:
dann bin ich
die Seherin, die
die Gottheit bemerkt in dir -
und dich flieht!
*
Mir und dir ein Gasthof sein:
in all meinen
Facetten und in all
deinen
Nuancen.
(c) August Sonnenfisch, Eutingen/Baden,
22. Oktober 2010 ff
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.12.2010.
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