Karl-Heinz Fricke

Der Liebesbrief

Unser Schicksal hält sehr oft bereit
eine von Sehnsucht erfüllte Zeit,
und das ein flüchtiger Augenblick
nur schmerzliche Wehmut lässt zurück.
Man schlägt eine neue Richtung ein,
denn es sollte nun einmal nicht sein.

Sie trafen sich einstmals in Cannes,
die Edeltraut und der Johannes.
Johannes wohnhaft in Erkenschwick
und das Mädchen daheim im Köpenick.
Liebe war es auf den ersten Blick,
sie fuhren getrennt nach Haus zurück.

Sie versprachen Briefe zu schreiben,
um in engen Kontakt zu bleiben.
Er sprach davon am letzten Tage,
er müsse zu einer Montage.
Die lange Trennung fiel im schwer,
er sei der leitende Ingenieur.

Als er in Peru angekommen,
hat Schreibzeug er zur Hand genommen.
Schrieb ihr, unsere Zeit war sehr schön,
er fiebere nach dem Wiederseh'n.
Die Adresse auf dem Umschlag stand,
auf Antwort wartete er gespannt.

Er wartete Wochen beklommen,
ein Brief von ihr war nicht gekommen.
Er wollte nicht um Antwort bitten,
obwohl die Seele hat gelitten.
Nach Monaten sagte sich Hannes,
es war wohl nur ein Flirt in Cannes.

Vielleicht, dass er als Ingenieur
auswärts und selten zu Hause wär.
Es schien, ein Trugbild war es und Schluss,
schade, dass es dazu kommen muss.
Sie wartete vergeblich zu Haus
und weinte sich ihre Augen aus.

Johannes' Liebe war doch so echt,
ein richtiger Mann und doch nicht schlecht.
Sie hat fest an die Liebe geglaubt,
alle Hoffnung war ihr nun geraubt.
Stolz war sie und nicht zu bewegen
sich nutzlos weiter aufzuregen.

Nun verlief die Zukunft im Sande,
durch ein Unglück kam es zustande.
Das Flugzeug zerschellt' in den Anden,
die Absturzstelle sie nicht fanden.
Nach Wochen gab man die Suche auf,
so nahm beider Schicksal seinen Lauf.

Neunzehn Jahre der Liebesbrief schlief
im Postsack in einer Senke tief.
Zwei Goldsucher fanden die Stelle
und machten eine Meldung schnelle.
Die Post in dem Sack war unversehrt,
war Auslieferung vielleicht verkehrt ?

Das Schicksal ist oft voller Tücken
und niemals kann stets alles glücken.
Ungläubig starrte sie auf den Brief,
der solange in den Anden schlief.
Sie wollt' ihn nicht lesen, ließ ihn zu,
dieses Schicksalsschreiben aus Peru.

Denn es war ohnehin viel zu spät,
ein Unglück hatte ihr Glück verweht.
Weil sie nicht zusammen gekommen,
haben sie and're Partner genommen.
Sicherlich geht mancher Sehnsuchtsblick
ans kurze Glück nach Cannes zurück.

Karl-Heinz Fricke  22.1.2011

Anmerkung: Cannes bitte so lesen, wie es geschrieben steht.

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