Mehr und Mehr

Mehr und Mehr
(más y más)


Wir fabrizieren und fabrizieren -
 verhext von den Potenzen
unserer Produkte, verhext von den
Rafinessen unserer Computer.
Berauscht von unseren
Machenschaften
gegen unsere Konkurrenten -
berauscht von unseren
Machenschaften
gegen
uns selbst!

Wir fabrizieren und fabrizieren:
Meister und Meisterinnen
in der Logistik von
Mammon und Macht!
Dilettantinnen und
Dilettanten
in der Liebe!

*
Überladen unser Zuhause:
Schränke ächzen,
Räume quellen über.
Unsere Keller überstellt bis an die Decke!
Doch unsere
Bäuche schmerzen
und schwellen.

Und unsere geknebelte Seele
schluchzt ihre Klagelieder
ungesehen
und erhört
seit
Menschengedenken.

Doch wir produzieren und
produzieren! Diese
Zivilisation ist ohne Gott und
wie von Sinnen!
Seit langem schon.
Wir sehen das Ganze nicht mehr!
WACHSTUM - lautet
das Mantra noch immer.
Als wären wir
nicht Gäste
auf Erden!

Das Krebsgeschwür des
Mammon wuchert und wuchert.
Die himmlische Liebe
aber schrumpft -
jene Liebe, die
unbedingt und ohne Zweck.

Zauberlehrlinge der Freiheit sind wir.






(c)  August Sonnenfisch, 26. Januar 2010 ff

Siehe dazu das Goethegedicht "Der Zauberlehrling"
sowie das Sonnenfischgedicht
"Drei Leben in einem".

(1)
Siehe JOHN NAISH:
"GENUG - Wie Sie der Welt
des Überflusses entkommen",
Bastei-Lübbe-Taschenbuch, London 2008 (9 Euro).

(2)
Siehe den Roman "Homo faber" von MAX FRISCH (1957),
verfilmt von VOLKER SCHLÖNDORFF, (1991),
nach Max Schelers homo faber - den fabrizierenden Menschen (1928) ...
im Gegensatz zum homo ludens - dem spielenden Menschen.
Ferner: das Animal laborans von HANNAH ARENDT,
das "Arbeitstier", d. h. den Menschen, der nur arbeitet (1958.

(3)
Der 1968 gegründete CLUB OF ROME gab 1972
einen Bericht heraus mit dem Titel:
GRENZEN DES WACHSTUMS,
welcher zwar weltweite Beachtung fand -
dessen Mahnung, das Wirtschaftswachtum
um der Erde willen zu beenden,
jedoch nicht beherzigt wurde.
1973 bekam der CLUB OF ROME
den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Seit 2008 hat diese gemeinnützige Organisation
ihren Sitz in Winterthur/Schweiz.

August Sonnenfisch, Anmerkung zum Gedicht