August Sonnenfisch

Zaertlichkeit

 

Zärtlichkeit

Die Soloviolonistin und der Tänzer in
Vivaldis
choreographischer Aufführung seiner
"Quatro stagioni"


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Im SOMMER trägt ER die Musizierende
auf Seinen
kräftigen Schultern:
mit Seinem Nacken in Ihrem Schritt ...
  dann setzt ER SIE behutsam ab ...
nimmt SIE wieder auf
und schreitet, mit
 allen Sinnen Ihr zugewandt, voran,
als wäre SIE seine Seele ...
setzt SIE ab ...
und hebt SIE wiederum
auf Seine Schultern:
die köstliche Last.
  Und die Getragene spielt in einem Fluss
auf Ihrem Instrument:

entlockt, voller Hingabe für
sie beide und für die Welt,
Antonio Vivaldis Sommermelodien in Moll
auf Ihrer Violine.

*
Im SEPTEMBER offeriert ER Ihr
einen rotbackigen Apfel
-
doch SIE
ist tief in Ihr Spiel vertieft -
so legt ER die Frucht zu Ihren Füßen
und, einen Schritt weit entfernt, eine zweite,
einen weiteren Schritt, eine dritte,
dann eine vierte, eine fünfte,
eine sechste
und eine siebente:
eine Reihe von
paradiesischen Früchten von Ihm zu Ihr.

Und im Oktober legt ER Ihr ein
buntes Herbstblatt
in Ihre Armbeuge, ein Blatt
auf Ihr Haar,
ein Blatt auf den Fuß,
ein Blatt auf Ihren Busen,
steckt Ihr Blätter sanft
in die Öffnung
der Rockasche,
bedeckt Ihre Füße mit Händen voller Blätter,
lässt eine Fülle von Herbstlaub auf
SIE herabblättern ...
und dann spielt ER mit
einem riesigen
Fächer den Herbstwind höchstselbst,
der all das Blattwerk
wieder von Ihr fortbläst und SIE
damit umwirbelt und umtänzelt.

*
Im WINTER aber lässt ER Flocken
auf SIE herabschweben,
auf Ihr Haar, auf Ihr Kleid, auf Ihre Violine ...
Flocken über Flocken ...
und dann hüllt ER SIE ein
in ein weißes luftig-leichtes Tuch, aufgespannt
von einer Leiter und von
Ihrem Haupt und Ihrer Schulter -
und in diese Hülle gehüllt, spielt SIE
Vivaldis Lied vom Winter in Moll.

Weiß eingewickelt, legt ER Seine Muse
dann behutsam
nieder zur Erde,
schaut SIE lange an und legt sich
an Ihre Seite.
Stille.
Winterliche Stille.

*

Im FRÜHLING jedoch steckt ER
der Wieder-Erstandenen
neckisch einen Geigenbogen in
das Rückendekolletee Ihres Gewandes
und einen zweiten, einen dritten,
vierten und fünften:
gleichsam einen Engelflügel
steckt ER der Musizierenden ins Gewand,
die nunmehr verliebt in Vivaldis Melodien
vom Frühling in Dur.

Und dann lässt ER SIE fliegen:
sich übermütig
drehend wie ein Karussel:
"Engelein flieg!"
lässt SIE beseligt fliegen, bis all die
fremden Violinbögen
Ihr wieder entgleiten.
  Nunmehr ist SIE ein Engel aus sich selbst!

Und jetzt küsst ER die Musizierende
auf ihren Mund, begegnet
sanft mit Seinen Lippen den Ihren -
während SIE Antonio Vivaldis Lied spielt
vom Strom des Lebens.
Dann löst ER Seine
Lippen wieder von den Ihren
und schreitet rückwärts langsam
von Ihr fort, durch
Ihr Violinspiel gleichsam geschoben,
schaut SIE unentwegt dabei an,
verweilt weiterschreitend in jedem Seiner Schritte -
und ein rotes Band
spinnt sich von
Ihrem Mund zu dem Seinen,
von Seinem Mund zu dem Ihren.  





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(c)  August Sonnenfisch, 17. Februar 2011 ff

Zum choreographischen Konzert der "Akademie für alte Musik Berlin"
im Forum Ludwigsburg, 16. und 17.2.2011:
Antonio Vivaldi (1678-1741): "Le quatro stagioni",
veröffentlicht 1725 als Opus 8 unter dem Titel:
"Das Wagnis von Harmonie und Erfindung"


* Konzeption: Clemens-Maria Nuszbaumer *
* Solovioline: Ariadne Daskalakis *
* Tanz: Antonio Ruz *


 

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Andreas ist seit seiner frühesten Kindheit mit einer schweren unheilbaren Krankheit konfrontiert und musste den größten Teil seines Lebens in Betreuungseinrichtungen verbringen..Das Aufschreiben seiner Geschichte ist für Andreas ein Weg etwas Sichtbares zu hinterlassen. Für alle, die im Sozialbereich tätig sind, ist es eine authentische und aufschlussreiche Beschreibung aus der Sicht eines Betroffenen.

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