Selene Lune

gestutzet Flügel

gestutzet Flügel

Einmal waren ihr Schwingen weiß
Ihr Kleid war hell, ihre Haut war heiß!
Sie sang die Hymnen wunderschön
Und stürzte sich in unbekannte höh’n!

Ihre Stimme lockte Vögel an
Er war so wunderschön, ihr Gesang
Das sich die Engel um sie versammelten
Doch für den Erzengel die nur gammelten!

Er schlug ihr einmal in ihr weißes Gesicht
Und sagte: „Noch einmal und ich beruf das Gericht!“
Sodann ging sie nur aus bei Nacht
Dann sang sie und hielt sie wacht!

Doch ihre zierliche Gestalt
Hielt die Männer in Gewalt
Sie kamen einmal ganz bei Nacht
Und taten ihr leid an, waren nicht sacht!

Zerschliessen und zerissen war ihr Kleid
Und ihre Augen von der Angst so weit!
Tränen rannten über ihre Wangen
Offen waren ihre Haare, ihr kam das Bangen!

Sie kannte das Himmelsgesetz
Die nahmen auf solche wie sie hetz
Es war hart und streng dazu
In ihr gab es keine Ruh!

Sie wollte nicht das Zeichen tragen
Wollte es nicht einmal mehr wagen
Zu Blicken in des Erzengels angesicht
Zu erhaschen nur etwas von seinem Licht!

So stand sie auf, ihr Blick war starr
Die Nacht war dunkel, doch sie sah klar
Der Weg gesäumt von ihren Tränen
Wollte sich sie reinigen, sie sich schälen!

So ging sie in den roten Raum
Der stand der Engelsflügelbaum
Er war so alt schon wie die Zeit
Und sein Stamm war hundert Meter breit!

Sie stand davor, ihre Augen waren grau
Sie war sich bewusst sie war eine Frau
Sie ging zum Baum, riss aus ein Schwert
Und sagte: „Ich bin zu tragen der Flügel nicht mehr wert!“

Sie erfüllte den ganzen Raum mit ihrem Glanz
Und schwang in dunkler Absicht ihre Lanz
Und hieb sich ab ihre edlen Schwingen nun
Erst als sie den Schmerz spürte verstand sie ihr tun!

Sie war nun kein Engel mehr
Sie musste aus dem Himmelsherr
Sie stieg auf die Erde nieder
Ihr tränen vielen zur Erde immer wieder!

Von da an lebte hier
Ein Engel im jetzt und hier
Sie sah die Frauen auf erden leiden
Und versuchte die Menschen zu meiden!

Denn ein gefallener Engel war sie nun
Und verdammt nur durch ihr tun
Verdammt durch diese Männer
Welche glaubten zu sein ihre kenner!

Manchmal bei klaren Vollmondnächten
Während die Engelsmänner zechten
Stand sie auf einer Lichtung sacht
Und hat an ihr alten Hymnen gedacht!

Das Blut der abgetrennten Flügel fließt
Sich über den Erdenboden ergießt
Und ihre bangen Augen
Sich in den weiten des Himmels festsaugen!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.11.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Weil ich das Verschwenderische des Lebens begriffen habe, die Extreme erkannte und über den Weg von einem zum anderen nachzudenken anfing, weil ich verstand wie elend es ist, wußte ich auch, wie schön es ist und weil ich erkannte, wie ernst es auch ist wußte ich auch wie fröhlich es ist.

Und weil ich begriff wie lang und wie kurz der Weg zwischen beiden ist, nahm ich ihn auch wahr und so ist mir heute jeder Schritt es wert eingehalten zu werden, weil hinter jedem Ereignis sich ein anderes verbirgt und sichtbar wird.

Und deshalb schrieb ich diesen Gedichtband.

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