August Sonnenfisch

Im Gasthof “Zum Goldenen Kalb“




Im Gasthof
"Zum Goldenen Kalb"



Nach der täglichen Präsentation
unseres posen- und masken-
überfrachteten Image,
nach der werktäglichen Maloche

und Konkurrenz,
ist das Hohelied unseres Sehnens
aufs Speisen gerichtet:
Nach dem Stress
die Verwöhnung!


In unseren Festen,
in unseren
Abenden, 
auf unseren
Reisen in die Welt
,
selbst in unserem Flirt
süchteln wir nach Gaumengenüssen
zur Besänftigung unserer
malträtierten Leiber und Gemüter:
wir dürsten nach
Aperitifs und nach Weinen,
wir verzehren uns nach den
Künsten vergötterter Köche:
zelebriert in
gepriesenen Restaurants -
und uns gelüstet nach den Kuchen
mit Schlagobers
und den Torten und
Cappuccini in eleganten Cafés.

Zur Freude der Kellner,
zur Genugtuung der 
Gastronomen -
wie zum Nutzen der Ärzte landauf
landab, welche die
Folgen kurieren dieses Konglomerats aus
Stress und Flucht
in die Tempel des Tafelns!

Unsere Hingabe an die
orale Verwöhnung
entführt uns aus unseren
Sorgen und Plagen,
unsere Hingabe an die 
Düfte lukullischer

Verführung macht uns
wieder umgänglich und irdisch-allzuirdisch ...

Dem Irrsinn des Alltags zur Häme! -
Doch zuweilen plagen 
uns Schmerzen
und schlaflose Nächte
nach unseren kulinarischen Gelagen.

*

Doch wir ignorieren die Folgen
der Maloche
wie auch der Gelage:
müssen wir doch genießen - nicht aber
bemerken, was ist ...
müssen wir doch schwelgen - nicht
aber betrachten
und bedenken ...

  wir wollen tafeln in launigen Runden -
fürchten wir doch die Stille,
die auf uns wartet ohne zu warten ...
  und fremdeln wir doch
mit den Musen des Tanzes
und der Lyrik,
mit den Musen der Malerei
und der Musik!

Letztendlich jedoch fürchten wir uns
vor der Wahrheit
über diesen tagtäglichen
Wahnsinn 
der Normalität.


In der Manier eines Vogel Strauß
ersehnen und erwarten wir uns
Wiedergutmachung 
in des Schlaraffenlands Reich:
Als wahnwitzige Malocher
(für materiell maß-
losen Wohlstand)

  begehren wir Satisfaktion!
 

*

Seit Gedenken stehen wir Halbgötter
auf Erden
im Bann
der Gaukeleien des Mephisto:
"Des Pudels Kern"
ist unser Meister!
Doch wir fatamorgieren, wir wären frei!


*

Nur vermeintlich Primitive vermögen
in Freiheit zu leben:
das Vok der Kung
aus der Savanne von Kalahari 
jagt und sammelt an zwei oder drei Tagen
die Woche. Das genügt ihnen
für ein Leben in Gottes Natur,
für ihr Leben in 
Eintracht und Empathie.









(c)  August Sonnenfisch, 7. November 1994 ff
Das Pudel-Zitat ist aus Goethes "Faust 1", Vers 1323.

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