Heidi Schmitt-Lermann

Das Tanzschiff-Abenteuer

 

     



  


Sommerferien und es war Nacht
und Mutti hatte es uns erlaubt.
Sie dachte, ein Engel über uns wacht
wenn wir brav campten, wer’s glaubt.
 
Mit Luftmatratzen und Gummiboot
gingen wir stracks zum See hinunter.
Das Aufblasen brachte leichte Not.
Doch die Lungen schafften das Wunder.
 
Wir paddelten weit in den See hinaus.
Da kam das stolze Schiff „Seeshaupt“,
beleuchtet zum Tanz, groß wie ein Haus.
Wir hatten kein Licht, das war nicht erlaubt.
 
Schwarz schimmerten Wellen im Gegenmond
und spiegelten wieder vom strahlenden Schiff.
Die Stimmung mystisch und ungewohnt,
wir meinten, wir hätten alles im Griff.
 
Doch der Dampfer kam ganz schnell heran.
Wir wie ein Korken auf den Wellen,
 fingen krampfhaft laut zu singen an.
Da hörte man die Schiffshupe gellen.
 
Man vernahm sie noch in den Bergen.
Schon die Schallwellen trieben uns fort.
Das Schiff rief nach amtlichen Schergen.
 Schnell flohen wir zum versteckten Ort.
 
Bis die alles abgesucht hatten,
graute er schon, der kühle Morgen.
Geduckt vorbei an Busch und Rabatten,
liefen wir heim, endlich geborgen.
 
Hundemüde, zutiefst erschrocken,
gejagt wie böse Schwerverbrecher,
blieb lange in uns das Trauma hocken.
Doch Muttis Essen schmeckte lecker.
 
Sehr blass und erbärmlich verfroren,
schickt sie uns in gewärmte Betten.
Sie wollte uns nicht mit Fragen durchboren,
wo wir wohl doch nur geschwiegen hätten.
 

 
 
Wir hatten aus Richard Wagners „Fliegenden Holländer“
„Steuermann, halt die Wacht“ und „Blutrot das Segel, schwarz der Mast“
gesungen, der Situation angemessen. aber der Kapitän hatte keinen
Humor und hetzte uns die Polizei auf den Hals.
Sie hat es zum Glück nie heraus bekommen, wer da so frech,
ohne Licht hinausgerudert war.
Aber wir hatten unsere Strafe insofern schon abbekommen,
weil wir in unserem kalten Versteck bis zum frühen Morgen
ausharren mussten und ich fürchte es ging auch nicht
ohne Erkältung ab.
Schade ist es, dass sie die wunderschöne „Seeshaupt“
am Starnberger See ausmustern wollen.
So ist das hier auch ein kleiner Abgesang von mir.
 
  
 

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Langsam gehe ich auf das sechzigste Lebensjahr zu. Da hinter mir nahezu jede emotionale Erinnerung »verschwindet«, besitze ich keinerlei sichtbare Erinnerung! Vieles von dem, was ich Ihnen aus meinem Leben berichte, beruht auf alten Notizen, Erinnerungen meiner Frau und meiner Mutter oder vielleicht auch auf sogenannten »falschen Erinnerungen«. Ich selbst erinnere mich nicht an meine Kindheit, Jugend, nicht an meine Heirat und auch nicht an andere hochemotionale Ereignisse, die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin.

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